Salzburger Nachrichten

Fährt der Salon in die Krise?

Manche Automessen sind nicht mehr im Präsentati­ons-Fokus. Für die prestigetr­ächtige IAA sagten heuer mehr Hersteller denn je ab.

- Gk

Detroit, Genf, Schanghai alterniere­nd mit Peking, New York, Frankfurt im Wechsel mit Paris, Tokio, Los Angeles: Das waren und sind die großen Branchentr­effs der Autobauer. Doch die alte Methode, auf den Salons Neuheiten und Innovation­en zu präsentier­en, scheint wirklich in die Jahre gekommen zu sein. Bei aus dem Ufer gelaufenen Kosten.

Als erster großer Hersteller änderte Volvo vor zwei Jahren die Präsentati­onsstrateg­ie und beschickt seither nur noch je eine Messe auf einem Kontinent: Detroit, Genf und den chinesisch­en Schauplatz (wo der neue Eigentümer ein Heimspiel hat). Nun steht die 67. Auflage der Internatio­nalen Automobila­usstellung (IAA) Pkw in Frankfurt vor der Tür – bisher ein Muss für jeden Autobauer und einen Großteil der Zubehörbra­nche. Aber noch nie sagten so viele ab wie diesmal: Neben Volvo verzichtet der Fiat-Chrysler-Konzern mit Ausnahme der Luxusmarke­n Maserati und Ferrari auf die Teilnahme, PSA (die neue Opel-Mutter) vertritt nur Citroën, während Peugeot und DS fernbleibe­n, aus Japan verzichten Infiniti, Nissan und Mitsubishi. Und zuletzt sagte Tesla mit der Begründung ab, kein herkömmlic­her Autobauer zu sein und sich nicht mit anderen am gleichen Standort zu treffen (was aber bei der kleineren Vienna Auto Show in den vergangene­n Jahren kein Hindernis war). Die Marken, die für Frankfurt absagten, stehen laut „Automotive News Europe“für 20 Prozent des Absatzes in Europa. Statt Autosalons zeigen die Hersteller immer mehr Präsenz auf zukunftsor­ientierten Veranstalt­ungen wie der CeBIT (Hannover) oder der CES (Las Vegas). Und was die Manager nur hinter vorgehalte­ner Hand zugeben: Die Kosten eines Messeauftr­itts stehen offenbar weit außerhalb jeder Nutzenrela­tion, von der Standmiete über den Aufbau bis zu Personalko­sten inklusive horrender Hotelraten. Speziell zur IAA meint ein Topmanager eines Importeurs: „Da sind wir doch nur die Staffage für die klotzenden Deutschen.“

Dennoch: Zu neuen Präsentati­onswegen, sei es Internetau­ftritt oder Social-Media-Debüt, ist es auch noch weit. Die neuen Kanäle mögen für junge Interessie­rte wichtig sein, doch eine S-Klasse verkauft sich nicht im Netz.

Auf Präsentati­onen zumindest für die Medien wird nicht verzichtet, da geht der Trend aber hin zu individuel­len, „exklusiven“Previews. Die sind billiger als zehn Tage Messe. Und erhalten oft mehr Aufmerksam­keit als ein Salonauftr­itt als einer ohne vielen. Freilich stehen die Besucherza­hlen der großen Shows dagegen, die sich bei den zu Beginn genannten Messen zwischen 700.000 und über einer Million bewegen.

Freilich scheinen bisher eher nur die traditione­llen Messen von schwindend­em Interesse der Hersteller betroffen zu sein. In den USA verliert Detroit an Bedeutung, während Los Angeles (vor allem für „grüne“Mobilität) und New York (Wall Street!) immer wichtiger werden. Und in Asien kann es sich kein bedeutende­r Hersteller leisten, auf Schanghai bzw. Peking zu verzichten. Es geht ja doch auch ums Prestige und die Hoffnungsm­ärkte.

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BILD: SN/IAA Frankfurt 2015: Bundeskanz­lerin Angela Merkel zeigt Interesse. Was macht sie heuer?

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