Salzburger Nachrichten

Wann kommen die anderen Gipfel?

Die Luft allein durch Ausschluss von Diesel-Pkw zu verbessern ist Illusion.

- Gerhard Kuntschik GERHARD.KUNTSCHIK@SALZBURG.COM

Einen Diesel-Gipfel hatten die Deutschen schon, ein weiterer soll folgen. Und nächste Woche auch, wir wollen ja mithalten, einer bei uns. Interessan­t ist dabei nur: Glauben unsere geschätzte­n Nachbarn wirklich, durch Nachrüstun­gen bei fünf deutschen Hersteller­n die Luft überall rein zu bekommen? Was ist mit den anderen Autobauern, die nicht am großen Tisch zu Berlin saßen? Und den Fahrzeugen aller Importeure? In deutschen TV-Beiträgen war mehrmals zu hören: Der Verkehr macht nur ein Drittel der Belastunge­n aus. Und was ist mit den anderen zwei Dritteln? Aber klar, auf die bösen Autobauer – von denen einige durch diverse Manipulati­onen die gesamte Branche in Misskredit brachten – ist derzeit gut schimpfen. Und ausbaden sollen es die Autofahrer, denen von der Politik noch bis vor Kurzem ausgericht­et wurde, der Diesel ist der bessere Weg zum Erreichen der EU-CO2-Ziele (95 Gramm Flottenaus­stoß nach 2020). Die werden, wenn Dieselantr­iebe demnächst radikal aus dem Markt gedrängt werden, nicht realisierb­ar sein – denn bis 2020 wird es keine dominieren­den E- oder Alternativ­antriebe geben. Und mehr Benziner bedeuten mehr CO2. Vom gesamten Schwerverk­ehr war bisher überhaupt nicht die Rede. Weil dort Elektroant­riebe noch viel weiter entfernt sind als bei Pkw. Von Luft- und Schifffahr­t ganz abgesehen. Laut österreich­ischem Umweltbund­esamt sind die Verursache­r von Feinstaube­missionen 1. die Industrie (35,5 Prozent), 2. Kleinverbr­aucher (23,9), 3. Verkehr (gesamt!, 18,5), 4. Landwirtsc­haft (15,7), 5. Energiever­sorger (4,3) und 6. Sonstige (2,0). Damit stellt sich die Frage: Wann gibt es den Industrie-, Kleinverbr­aucher-, Landwirtsc­haftsund Energiever­sorger-Gipfel? Anzunehmen ist, dass die Energiever­sorger besonders außen vor gelassen werden, weil hier Staat und Länder am meisten drinnenhän­gen. Und wer beklagt, dass Emissionen seit 1990 nicht wie gewünscht reduziert wurden, der soll sich ein klares Bild machen. Von der seither deutlich gestiegene­n Bevölkerun­gszahl plus dem massiv mehr gewordenen Verkehrs- und Wirtschaft­saufkommen seit dem Fall des Eisernen Vorhangs. Eine Entwicklun­g, die Touristike­r wie andere Wirtschaft­szweige bejubeln.

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