„Hier denkt niemand daran, seinen Urlaub abzubrechen“
Den Terroranschlag in Barcelona bekamen auch viele Salzburger hautnah mit, die dort ihre Ferien verbringen. Am Freitag war man in der Stadt um Normalität bemüht.
Es waren die letzten Stunden seines Sommerurlaubs, die der 17-jährige Salzburger Maximilian Walterskirchen am Donnerstagnachmittag in seinem Hotelzimmer in Barcelona ausklingen ließ. Während seine Schwester und sein Vater noch am Strand lagen, war er schon in das Hotel gegangen, das in der Nähe der Rambla liegt. „Plötzlich habe ich Sirenen gehört. Aus allen Richtungen fuhren Rettungsautos an meinem Fenster vorbei. Es hat nicht mehr aufgehört.“
Auf einer Nachrichtenseite im Internet erfuhr er, dass gerade in wenigen Hundert Metern Entfernung ein Kleinlaster in eine Menschenmenge gerast war. Durch das gekippte Fenster bekam er den Anschlag indirekt mit. „Leute sind durch die Straßen gelaufen und haben geschrien. Das war sehr schockierend.“Seine ersten Gedanken galten seiner Familie. „Ich habe meinen Vater und meine Schwester angerufen, um zu wissen, ob sie eh nicht über die Rambla nach Hause gegangen sind. Aber sie waren zum Glück noch am Strand.“Die beiden mussten sich eine andere Route zurück ins Hotel suchen, da bereits Straßen gesperrt waren.
Die Tamswegerin Elisabeth kam an dem Abend gar nicht mehr nach Hause. Die Frau, die ihren Nachnamen nicht nennen will, ist seit eineinhalb Jahren beruflich in Barcelona. Sie war noch in der Arbeit, als der Anschlag passierte. „Meine Wohnung ist nur 30 Meter vom Anschlagsort entfernt. Der Bereich war gesperrt. Ich übernachtete bei einer Freundin.“Die Vorfälle hätten sie betroffen gemacht. „Es ist schrecklich. Barcelona ist eine bunte, laute Stadt. Und gestern war plötzlich alles still.“Die Bewohner hätten sich aber schnell wieder gefasst. „In diesen Tagen wird ein großes Straßenfest gefeiert. In der Nacht haben die Leute wieder gelacht und gesungen.“
Elisabeth bekam aber auch mit, wie furchtbar die Momente des Anschlags für direkt Betroffene waren. „Eine Freundin von mir war gerade in einem großen Einkaufszentrum in der Rambla, als der Lkw in die Menge fuhr. Dort herrschte plötzlich völlige Panik. Alle Passanten dachten, die At- tentäter seien in dem Einkaufszentrum. Die Leute haben zu laufen und zu drängen begonnen. Meine Freundin war schließlich dort eingesperrt. Für sie waren das schlimme Momente.“
Die Mozarteum-Studentin Lisa-Marie Sereinig absolviert derzeit einen Sommerjob in Barcelona. Sie hörte von dem Anschlag erst von Bekannten aus Österreich. „Wir waren gerade mit einer Tour durch die Sagrada Família fertig. Da bekamen wir plötzlich Nachrichten, ob mit uns alles in Ordnung sei. Erst dann haben wir das mit dem Kleinlaster gehört.“Mit ihrer Freundin ging sie zu Fuß nach Hause. Es waren bange Momente. „Es waren immer mehr Sirenen zu hören. Es war richtig beängstigend.“
Der Schock saß bei vielen in Barcelona tief, das bekam auch SN-Sportredakteur Alexander Bischof mit, der am Donnerstag seinen Urlaub in Barcelona antrat. „Wir waren erst seit einer Stunde in der Stadt, als der Anschlag passierte. Unser Hotel liegt nur etwa 150 Meter vom Anschlagsort entfernt. Die Hotelmitarbeiter waren alle völlig schockiert. Hier hat offenbar niemand mit so etwas gerechnet.“
Eigentlich wollte er mit seiner Familie an diesem Tag noch in die Innenstadt gehen, aus diesen Plänen wurde nichts. „Man hat uns geraten, im Hotel zu bleiben. Die Stimmung war richtig gespenstisch.“Am Freitag war er dann aber bereits wieder am Strand – mit vielen anderen Touristen. „Hier denkt niemand daran, seinen Urlaub abzubrechen.“
Der ehemalige SN-Geschäftsführer und gebürtige Katalane, Ramon Torra, denkt, dass Barcelona schnell zur Normalität zurückfinden werde. „Wir werden uns nicht einschüchtern lassen. Das ist die Haltung der Leute hier. Ich bin sicher, dass das Leben in Barcelona in einer Woche so weitergehen wird wie zuvor.“
„Es herrschte Panik. Die Leute rannten und drängten.“ „Die Leute sind schreiend durch die Straße gelaufen.“ „Die ganze Nacht hörten wir Sirenen. Es war beängstigend.“