„Ich bin immer Salzburger geblieben“
Sie ziehen in die weite Welt und versuchen dort ihr Glück. Die „Salzburger Nachrichten“stellen in den kommenden Wochen Salzburger vor, die in der Ferne die große Karriere gemacht haben.
Wenn man Franz B. Humers Worten aufmerksam folgt, dann kann man ihn hin und wieder hören. Den leichten Einschlag Salzburger Dialekts, der sich auch nach über 20 Jahren fern seiner Heimatstadt nicht ganz verflüchtigt hat. Etwa, wenn er das Wort Würstelstand sagt. Umso weniger nimmt man dafür Spuren von Schwyzerdütsch wahr, und das, obwohl der 71-Jährige eben auch schon über 20 Jahre in Erlenbach am Zürichsee lebt.
Franz B. Humer ist das, was man einen Wirtschaftskapazunder nennt, einer, der in der obersten Managerliga mitgespielt hat. Viele Jahre leitete der gebürtige Stadt-Salzburger die Geschicke des Schweizer Pharmakonzerns Roche, bis 2008 als Präsident des Unternehmens mit 94.000 Mitarbeitern weltweit, bis 2014 stand er dem Verwaltungsrat vor.
Dabei begann Humers persönliche Lebensgeschichte ganz bescheiden in einer Wohnung in der Linzer Gasse 27. Dort wurde er geboren, dort verbrachte er seine ersten Lebensjahre mit seinen Eltern, der Vater Kellner, die Mutter Mehlspeisköchin. „Meine Kindheit war behütet. Zum Nachtisch gab es jeden Tag die herrlichsten Kuchen. Meinen Eltern war wichtig, dass ihr einziges Kind was lernt.“Die Kosten für seine Ausbildung hätten sie sich vom Mund abgespart. Doch Humer lernte leicht, maturierte am Bundesrealgymnasium. Sein erstes Geld verdiente er als Fremdenführer in der Altstadt und in Hellbrunn. Später ging er zum Jusstudium nach Innsbruck. Danach riefen erste Jobs im Ausland. Sie führten ihn unter anderem nach Portugal, Ecuador, Südafrika oder England. „Irgendwie war von Anfang an klar, dass ich nicht in Salzburg bleiben, sondern in die weite Welt hinausgehen werde.“Diese Haltung habe ihm sein Vater vermittelt. Etwas, das der 71-Jährige auch an seine Kinder weitergegeben hat. Sohn und Tochter leben beide in Amerika. Die Heimat ihres Vaters ist ihnen fremd.
Nicht so Franz B. Humer. Er kommt drei Mal im Jahr nach Salzburg, in seine Wohnung am Kapitelplatz. Hier seien seine Wurzeln, hierher wolle er irgendwann wieder ganz zurückkehren, sagt er. Spätestens nach seinem Tod. Denn der Manager hat für sich beschlossen, seine letzte Ruhe in einem anonymen Grab am Kommunalfriedhof zu finden. Doch schon vorher soll es den Wahlschweizer wieder öfter nach Salzburg verschlagen. „Wenn ich irgendwann leisertrete, dann möchte ich sechs Monate im Jahr in Salzburg verbringen.“
Nur danach sieht es derzeit ganz und gar nicht aus. Humer ist weltweit als Berater tätig, sitzt in Verwaltungsräten und fungiert als Mentor jüngerer Manager. Zudem ist er ein großer Liebhaber und Förderer der schönen Künste. Als solcher hat er vor 20 Jahren Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler kennengelernt. Für sie ist Humer der Auslandssalzburger schlechthin. „Er hat trotz der großen Karriere seine Heimat nie vergessen, er unterstützt die Festspiele, und was ich besonders schön finde, er kommt immer noch zu jedem Maturatreffen.“
Seine Salzburger bzw. österreichische Herkunft habe ihm hin und wieder sogar im harten Manageralltag weitergeholfen. „Ich erinnere mich an eine besonders aggressive Generalversammlung. Eine Frau war vollkommen in Rage und hat wild protestiert.“Humer nahm ihr dann mit einem „aber gnädige Frau“den Wind aus den Segeln. „Sie hat sich niedergesetzt und kein Wort mehr gesagt.“Oft sei er in der Schweiz auf seinen österreichischen Akzent angesprochen worden. „Die Schweizer fanden den immer charmant.“
Ist Humer auf Heimaturlaub, dann nutzt er die Gelegenheit für einen Spaziergang durch seine Heimatstadt. „Die Linzer Gasse hinauf, vorbei an meinem Geburtshaus, hinüber zu den Kirchen, die ich als Kind mit den Eltern besucht habe.“In diesen Straßen und Winkeln fühlt er sich zu Hause. „Denn Salzburger bleibt man immer.“
Die „Salzburger Nachrichten“stellen in den nächsten Wochen „Auslandssalzburger“vor, die in der Ferne Karriere gemacht haben oder sich dort ihren Lebenstraum erfüllen konnten. Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, auch jemanden kennen, der im Ausland beruflich sehr erfolgreich ist oder war, dann schreiben Sie uns an
Zum Schluss der Serie wird eine prominent besetzte Jury den Auslandssalzburger oder die Auslandssalzburgerin küren. Viel Spaß beim Lesen!
„Ich möchte anonym in Salzburg begraben werden.“