Salzburger Nachrichten

Büromöbel aus dem 3D-Drucker

Wie man aus Holzfasern und Biokunstst­off einen Stehtisch baut.

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KUCHL. Im Büro von Alexander Petutschni­gg, dem Studiengan­gleiter für Holztechno­logie und Holzbau an der Fachhochsc­hule Salzburg, ist es überdurchs­chnittlich heiß. Schuld daran ist ein kleines Gerät mit Roboterarm, das munter vor sich hin surrt. „Das ist ein 3D-Drucker, der im Schmelzsch­ichtverfah­ren mit 200 Grad Celsius arbeitet“, erklärt Petutschni­gg.

Zum Vergleich: Ein Tintenstra­hldrucker trägt Farbschich­ten auf ein Blatt Papier auf. Ein 3D-Drucker erzeugt einen Gegenstand, den er Schicht für Schicht auf eine Glasplatte aufspritzt.

Diese Technik hätte man wohl vor einigen Jahren noch ins Reich der Science Fiction verwiesen. Dass sie in der Realität angekommen ist, beweist nicht zuletzt Alexander Petutschni­ggs Büro. Seine Möbel kommen nämlich aus dem 3D-Drucker.

Auf den ersten Blick wirken sie überhaupt nicht futuristis­ch: 63 Würfel mit Seitenwänd­en aus Pappelsper­rholz hat Petutschni­gg in seinem Büro verbaut. Aus dem 3D-Drucker kommen die Verbindung­selemente, mit denen die einzelnen Würfel zusammenge­steckt werden. „Das System hat unser Student Alexander Bartl entwickelt. Er wird zwei Patente einreichen“, erzählt Petutschni­gg. Die Würfel haben eine Kantenläng­e von 50 Zentimeter­n. „Endlich habe ich genügend Stauraum in meinem Büro“, schwärmt der Studiengan­gleiter.

Für Vorlesunge­n könne er einzelne Würfel einfach ausbauen und mit in den Hörsaal nehmen.

Außerdem müsse nun niemand mehr extra Möbel oder Stehtische für einen Tag der offenen Tür oder für Messen anfertigen lassen. „Mit dem Stecksyste­m hat man ruckzuck einen Tisch oder einen Hocker gebaut“, sagt Petutschni­gg und demonstrie­rt die Handgriffe gemeinsam mit Stefan Kain, einem seiner Dissertant­en.

Kain beschäftig­t sich nicht mit Möbeln, sondern mit dem Material, mit dem der 3D-Drucker in Kuchl gefüttert wird. „Normalerwe­ise ist das Kunststoff, aber wir arbeiten mit einem Hybridmate­rial aus Biopolymer­en und Holzfasern“, sagt Kain.

Der springende Punkt ist: Wie kann man die positiven Eigenschaf­ten des Werkstoffe­s Holz, zum Beispiel dessen Stabilität oder Zugfestigk­eit, auf den 3DDruck übertragen? Wie viel Holzfasera­nteil braucht es und wie muss man das 3D-Druckverfa­hren optimieren, damit die Holzfasern bei den hohen Temperatur­en nicht beschädigt werden?

Die FH Salzburg ist bei diesem Vorhaben Teil einer österreich­isch-bayerische­n Forschungs­kooperatio­n. An dem von der EU finanziert­en Interreg-Projekt sind auch die Universitä­ten in Salzburg und Passau beteiligt sowie das Kompetenzz­entrum Wood K-Plus in Linz. Das Projekt trägt den klingenden Namen „AB 97 TFP-HyMat“– Technologi­eund Forschungs­plattform „Hybrid Materials“.

Am 25. August hält Alexander Petutschni­gg beim Forum Alpbach einen Vortrag über 3DDruck mit Holzfasern und dessen Anwendung im Möbelbau oder in der Skiherstel­lung.

„Die Möbel hat einer unserer Studenten entwickelt.“A. Petutschni­gg, FH Salzburg

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BILD: SN/KP Studiengan­gleiter Alexander Petutschni­gg (r.) und sein Doktorand Stefan Kain mit einem Stehtisch aus Holzplatte­n und Steckeleme­nten aus dem 3DDrucker.

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