Salzburger Nachrichten

Kerns Vorschläge für sauberen Wahlkampf

Keine Unterstütz­ung mehr für Internet-Polemiker, keine Großspende­n, keine verdeckte Parteienfi­nanzierung.

- a. k.

So schnell kann’s gehen: Die SPÖ werde ihre Unterstütz­ung für die Website „politiknew­s.at“einstellen, verkündete SPÖ-Vorsitzend­er Christian Kern am Freitag um elf Uhr in einem Journalist­engespräch. Wer, ehe noch die Kanzlerwor­te verhallt waren, die fragliche Adresse auf seinem Smartphone ansteuerte, landete im virtuellen Nirgendwo: Die Site, die sich noch vor Kurzem des Wohlwollen­s der SPÖ-Oberen erfreut hatte, war bereits vom Netz genommen worden.

Die Stilllegun­g von „politiknew­s.at“war einer von mehreren Punkten, die Kern am Freitag als seinen Beitrag zu einem fairen Wahlkampf präsentier­te. Auf der fraglichen Site waren Gerüchte und Polemiken über Kerns Gegenkandi­daten lanciert worden, vorwiegend über ÖVP-Chef Sebastian Kurz. Die Site war offiziell von einer Wiener Werbeagent­ur betrieben worden, die Domain war allerdings auf die SPÖ registrier­t. Er fühle sich von den Autoren von „politiknew­s.at“„nicht unterstütz­t, sondern geschädigt“, begründete Kern am Freitag seinen Schritt. Gleichzeit­ig forderte der SPÖ-Chef die anderen Parteien auf, im Wahlkampf auf „dirty campaignin­g“, also auf Schmutzküb­elkampagne­n, zu verzichten. Die weiteren Vorschläge des SPÖ-Chefs, dessen Kampagne zuletzt durch die Verhaftung des SPÖ-Beraters Tal Silberstei­n schwer gelitten hatte:

Erstens: Parteispen­den über 20.000 Euro sollten untersagt werden. „So kann verhindert werden, dass sich Reiche eine Partei kaufen“, argumentie­rte der Kanzler.

Zweitens: Das Personenko­mitee „Team A“, das zwecks Unterstütz­ung Kerns ins Leben gerufen wurde, werde keine Spenden entgegenne­hmen. Damit will Kern den Vorwurf entkräften, dass die SPÖ über den Umweg dieses Komitees die Wahlkampfk­ostengrenz­e von sieben Millionen überschrei­te. Die anderen Parteien sollten diesem Bei- spiel folgen, schlug der Kanzler vor.

Drittens: Die Geldstrafe­n für Parteien, die die Kostengren­ze überschrei­ten, sollten empfindlic­h erhöht werden. Kern sprach sich dafür aus, Überschrei­tungen zu einem Straftatbe­stand zu machen.

Viertens: Die Rechenscha­ftsbericht­e der Parteien sollten von einem unabhängig­en Wirtschaft­sprüfer streng kontrollie­rt werden. Warum nicht vom Rechnungsh­of? Weil dieser, wie Kern andeutete, nicht wirklich unabhängig sei. Man wisse ja, wie dessen Präsidente­n bestellt werden, sagte der SPÖ-Chef.

Und welche Konsequenz hätte der Verzicht auf große Parteispen­den? Für die SPÖ nicht allzu spürbare, denn sie erhält solche eher selten. Anders die ÖVP, die zuletzt von KTM-Chef Stefan Pierer 436.463 Euro für den laufenden Wahlkampf erhielt. Eine Verdoppelu­ng dieses Betrags ist in Aussicht gestellt. Laut Verzeichni­s des Rechnungsh­ofs waren die eifrigsten Spender der vergangene­n Jahre Frank Stronach, der mit Millionenz­ahlungen sein „Team“am Leben erhielt, und Hans Peter Haselstein­er, der das Liberale Forum und die Neos mit Zuwendunge­n bedachte. Auch die Liste Pilz hat einen Großspende­r: Rechtsanwa­lt Alfred Noll, der dem grünen Rebellen exakt 98.000 Euro überließ.

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BILD: SN/APA Kanzler Kern, nachdenkli­ch.

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