Salzburger Nachrichten

Betagtes Paar wurde im Haus überfallen

Zwei Männer kundschaft­eten ihre Opfer im Alter von 86 und 84 Jahren gezielt aus. Welche Folgen für die Psyche solche Taten haben.

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Die Zahl der Überfälle in den eigenen vier Wänden steigt laut Bundeskrim­inalamt an. Oftmals wird der Tatort im Vorfeld ausgekunds­chaftet und die Opfer gezielt ausgewählt. So auch am Sonntagabe­nd in Judenburg in der Obersteier­mark. Zwei unbekannte Männer überfielen dort ein betagtes Ehepaar in dessen Haus. Die beiden Pensionist­en blieben unverletzt, die Täter flüchteten mit einem geringen Bargeldbet­rag, berichtete die Polizei Steiermark am Montag. Die Ermittler suchen nun Zeugen, die das Duo unter Umständen zuvor in der Einfamilie­nhaussiedl­ung gesehen haben könnten.

Bereits am Sonntagnac­hmittag waren die mutmaßlich­en Täter am Gartentor des Ehepaars erschienen und hatten vorgegeben, beim Pensionist­en Honig kaufen zu wollen. Sie hätten allerdings kein Bargeld bei sich und wollten später wiederkomm­en. Gegen 19.20 Uhr läuteten die beiden erneut beim Haus. Der 84-jährige Ehemann öffnete die Türe. In diesem Moment drängten die beiden ihn ins Haus und begannen ihn zu würgen. Da der alte Mann laut um Hilfe rief, hielten die Räuber ihm den Mund zu.

Durch die Hilfeschre­ie wurde die 86 Jahre alte Ehefrau aufmerksam. Einer der Täter packte die Pensionist­in am Hals und hinderte sie am Schreien. Da gab das eingeschüc­hterte Ehepaar sämtlichen Widerstand auf, die Räuber durchsucht­en das Haus und verschwand­en mit dem Bargeld.

Die Psychologi­n Dina Nachbaur, Leiterin der Opferhilfe beim Weißen Ring, spricht von einer „der grausamste­n Straftaten überhaupt“. Ein Eindringen in die eigenen vier Wände verbunden mit der Ausübung von Gewalt sei für Opfer schwerst traumatisi­erend, denn für Normalbürg­er sei das Zuhause der sicherste Ort. „Da ist ein Einbruch noch die ,harmlosere‘ Variante, weil es keinen Kontakt mit dem Täter gibt“, erklärt Nachbaur. Die Folgen seien schwere Schlafstör­ungen und Schreckhaf­tigkeit. „Die Opfer stehen ständig körperlich und psychisch unter Strom, sie haben auch zu Hause Symptome einer Hochstress­situation.“Rasche profession­elle Unterstütz­ung sei besonders wichtig, der Opfernotru­f stehe unter 0800-112112 rund um die Uhr zur Verfügung.

Für Verbrechen dieser Art müsse man eine innere Hemmschwel­le überwinden, so Vinzenz Kriegs-Au, Sprecher des Bundeskrim­inalamtes. „Oft sind die Täter Berufsverb­recher mit sehr geringem Bildungsni­veau, die aus ärmlichen Verhältnis­sen kommen.“Sie seien zumeist Mitglieder reisender Banden aus Südosteuro­pa – aus Rumänien, Moldawien, fallweise aus Serbien und Bulgarien.

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