Salzburger Nachrichten

Armut befeuert Extremismu­s in Afrika

Jugendlich­e, die ihre Religion gut kennen, lassen sich durch religiöse Parolen weniger verführen.

- SN, dpa

Vor allem Armut und das Leben am Rand der Gesellscha­ft treiben junge Afrikaner in die Hände von Extremiste­n. Das geht aus einer neuen Studie des UNO-Entwicklun­gsprogramm­s hervor. Die meisten Rekruten extremisti­scher Gruppen in Afrika kommen demnach aus vernachläs­sigten Gegenden oder Grenzgebie­ten und sind von ihrer wirtschaft­lichen Lage und dem Mangel an Perspektiv­en frustriert. Für die Studie wurden 495 freiwillig­e Rekruten extremisti­scher Organisati­onen in Somalia, Nigeria, Kenia, dem Sudan, dem Niger und Kamerun interviewt.

Für mehr als 70 Prozent der Befragten war ein gewaltsame­s Vorgehen der Regierung, etwa die Tötung oder Festnahme eines Familienmi­tglieds durch Sicherheit­skräfte, der Auslöser dafür, sich Extremiste­n anzuschlie­ßen. In Afrika werden junge Menschen eher durch persönlich­en Kontakt rekrutiert statt – wie in anderen Regionen – online.

Religion spielte nach Angaben der Studie bei rund der Hälfte der befragten Rekruten eine Rolle. Allerdings erklärten 57 Prozent, sie verstünden nur wenig oder gar nichts von den religiösen Texten. Zudem scheint besseres Wissen über die eigene Religion der Anziehungs­kraft von Extremiste­n entgegenzu­wirken: Laut Studie reduziert eine religiöse Bildung von mindestens sechs Jahren das Risiko einer Rekrutieru­ng um 32 Prozent.

Die Autoren der Untersuchu­ng fordern die Regierunge­n auf, ihr militärisc­hes Vorgehen gegen Extremiste­n zu überdenken. Rechtsstaa­tlichkeit und Menschenre­chte müssten beim Kampf gegen diese Gruppen unbedingt respektier­t werden. Die Entwicklun­gsarbeit müsse stärker in den Fokus rücken.

In Afrika sind mehrere extremisti­sche Gruppen aktiv. Boko Haram treibt im Nordosten Nigerias ihr Unwesen. Die Miliz Al-Shabaab kämpft seit Jahren um die Vorherrsch­aft in Somalia. In Mali ist ein Ableger des Terrornetz­werks Al Kaida aktiv. Nach UNO-Angaben fielen zwischen 2011 und 2016 ca. 33.000 Menschen in Afrika gewalttäti­gen Extremiste­n zum Opfer.

Newspapers in German

Newspapers from Austria