„America first“-Politik schadet allen
Protektionismus bringt laut ifo-Institut auch den USA Wohlfahrtsverluste.
Was passiert, wenn US-Präsident Donald Trump mit der Ankündigung einer Wirtschaftspolitik des „Amerika zuerst“Ernst macht? Diese Frage hat man sich in der deutschen Bertelsmann Stiftung gestellt und das ifo-Institut mit der Berechnung möglicher Effekte beauftragt.
Drei Varianten wurden berechnet – der Rückbau der Nordamerikanischen Freihandelszone NAFTA zwischen Kanada, Mexiko und den USA, die mittlerweile zurückgenommene Idee einer „Border Adjustment Tax“(US-Unternehmen dürften importierte Vorleistungen nicht mehr steuerlich absetzen) und die völlige Abschottung zum Rest der Welt. Die letztgenannte Option – bei der angenommen wird, dass die USA alle Zölle um 20 Prozent erhöhen und nicht-tarifäre Handelshemmnisse gegenüber allen WTO-Ländern anwenden und die mit Gegenmaßnahmen reagieren – würde den größten Schaden anrichten. Größter Verlierer wäre Kanada, dort würden die realen Haushaltseinkommen um 3,85 Prozent sinken, in Irland um 3,6 und in Mexiko um 3,4 Prozent. Aber auch die US-Haushalte hätten Einbußen von 2,3 Prozent pro Jahr zu verkraften. In Deutschland fiele der Verlust mit 0,4 Prozent vergleichsweise gering aus, ebenso in China mit 0,34.
Selbst wenn die USA den protektionistischen Kurs in der Handelspolitik nicht auf die Spitze treiben, gäbe es Verluste. Führt Trump wieder Handelsbarrieren in der NAFTA ein, dann bricht nicht nur der Handel mit den beiden Partnerländern kräftig ein, auch die USA gehören zu den Verlierern. Die höchsten Verluste beim langfristigen realen Pro-Kopf-Einkommen würde Kanada mit minus 729 Dollar erleiden, aber auch jeder US-Bürger wäre um 125 Dollar ärmer. Die Einbußen für Mexikos Bürger ermittelt das ifo mit 93 Dollar. Europa und Asien würden dagegen gewinnen und ihre Exporte in die USA steigern können.