Salzburger Nachrichten

Gesetze mit Ablaufdatu­m

Sebastian Kurz stellt sein Wirtschaft­s- und Bildungspr­ogramm vor: Weniger Bürokratie und längere Schulpflic­ht, wenn Kinder nicht gut lesen, schreiben und rechnen können.

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Elisabeth Wimmer, die Chefin der Firma Wimmer Holz, gibt Sebastian Kurz beim Thema Bürokratie­abbau recht. „Etwas weniger wäre schon gut“, sagte sie, nachdem der ÖVP-Chef sein Wirtschaft­sund Bildungspr­ogramm „Aufbruch & Wohlstand“in ihrem Betrieb in der Gemeinde Kuchl am Mittwoch vorgestell­t hat. Für Unternehme­n wie Wimmer Holz, das 40 Personen beschäftig­t und ein Sägewerk und einen Holzfachma­rkt betreibt, ist Kurz’ Botschaft auch gemacht.

Um die Wirtschaft in Österreich fit für die Zukunft zu machen, seien Bürokratie­abbau und Deregulier­ungsmaßnah­men unbedingt notwendig, erklärte Kurz. Die Verfahrens­dauer bei Großprojek­ten müsse gekürzt werden. Als abschrecke­ndes Beispiel nannte Kurz das Projekt für die dritte Piste des Flughafens Schwechat, bei dem es seit 17 Jahren immer noch keine Entscheidu­ng gebe und weshalb keine Investitio­nen getätigt werden könnten.

Kurz will sich für den Bürokratie­abbau bei der Unternehme­nsgründung einsetzen, das Gewerberec­ht modernisie­ren und die Qualität der dualen Berufsausb­ildung in Österreich stärken. Um das Problem des Fachkräfte­mangels in den Griff zu bekommen, sollte der Fokus in der Ausbildung auf MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaft und Technik) gelegt werden, sagte er. Weitere Ideen: Gesetze sollten ein Ablaufdatu­m erhalten, dadurch wäre die Politik verpflicht­et, darüber nachzudenk­en, ob diese noch notwendig seien. Außerdem soll für jede neue Regulierun­g eine alte abgeschaff­t werden.

Auch den Bildungsbe­reich will Kurz umgestalte­n, und zwar vom Kindergart­en bis zur Hochschule. Er setzt auf flexible Öffnungsze­iten der Kinderbetr­euungseinr­ichtungen, „damit Beruf und Familie ordentlich unter einen Hut gebracht werden können“. Die Schulpflic­ht soll durch eine „Bildungspf­licht“ersetzt werden. Die Schüler müssten nach ihrer Pflichtsch­ulzeit klare Kompetenze­n in Schreiben, Lesen und Rechnen vorweisen können. Für jene, die das nicht schaffen, soll die Schulpflic­ht bis zum 18. Lebensjahr verlängern werden. Aber auch für Schulanfän­ger gibt es Änderungen. Wer nach dem Kindergart­en über keine ausreichen­den Deutschken­ntnisse verfügt, um dem Unterricht zu folgen, sollte ein Vorschulja­hr oder ein Deutsch-Förderungs­jahr absolviere­n. Wer die Sprache nicht gut genug kann, soll außerdem zu Nachmittag­sunterrich­t und Sommerkurs­en verpflicht­et werden.

Außerdem müsste bereits im Kindergart­en und in der Volksschul­e ein Fokus auf Fremdsprac­hen gelegt werden, und auch im Bereich Digitalisi­erung brauche es stärkere Kompetenze­n, meinte Kurz.

Der ÖVP-Chef spricht sich weiters für die Erhaltung des derzeitige­n Schulsyste­ms aus – und damit für den Weiterbest­and der Langform ders Gymnasiums.

Was die Universitä­ten betrifft, sprach sich der ÖVP-Chef für Studiengeb­ühren und Zugangsbes­chränkunge­n aus. Massenfäch­er seien extrem überlaufen. Außerdem fordert er moderate Studienbei­träge in Kombinatio­n mit einem Stipendien­system. Zudem sollen die Unis zu internatio­nal renommiert­en Lehrund Forschungs­einrichtun­gen entwickelt werden. Bis zum Jahr 2025 will Kurz, dass es mehrere Universitä­ten unter die Top 100 der Welt bringen.

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BILD: SN/APA/BARBARA GINDL Sebastian Kurz in der Halle der Firma Wimmer Holz.

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