Salzburger Nachrichten

Räuber ohne Glamour, aber mit Herz

Mit „Logan Lucky“kehrt Steven Soderbergh als Kino-Regisseur zurück.

- Film: „Logan Lucky“, Gangsterko­mödie, USA 2017. Regie: Steven Soderbergh. Mit Channing Tatum, Adam Driver, Daniel Craig.

WIEN. Jimmy Logan ist ein Berg von einem Mann, aber er ist ein sanfter Berg. Ein Frust stapelt sich auf den nächsten, eine Enttäuschu­ng auf die andere, und doch wird er nicht laut. Und wenn er im Auto sitzt, nachdem er gerade von seinem Bauhackler­job gefeuert wurde, weil er nicht versichert werden kann, dann schlägt er nicht mit der Faust auf das Lenkrad, wie das Filmfigure­n so oft formelhaft tun, sondern er schaltet das Autoradio ein und hört John Denver, „Take Me Home, Country Roads“.

Logan, gespielt von Channing Tatum, ist einer, der aus der Zeit gefallen ist – das Gegenteil eines Wutbürgers, ein Sanftbürge­r, der nicht am Mobiltelef­on erreichbar ist, weil er seit Monaten die Rechnung nicht zahlen kann, der es nur benutzt, um seine kleine Tochter Sadie zu knipsen, wenn die wieder herumalber­t. Er ist einer, der für alle anderen ein wenig rätselhaft ist. Jimmy Logan ist ein freundlich­er Mann.

Es wäre aber doch schön, wenn Jimmy etwas Geld hätte, um sich und seine Tochter und die Ex-Frau Bobbie, gespielt von Katie Holmes, über Wasser zu halten. Und da beginnt er einen Plan zu schmieden, gemeinsam mit seinem kleinen Bruder Clyde (Adam Driver), dem einhändige­n Barkeeper, der seine linke Hand im Irak gelassen hat, und sich jetzt dumme Witze anhören muss von betrunkene­n Gästen. Nur manchmal werden die LoganBrüde­r dann doch einen kurzen Moment handgreifl­ich, aber im Allgemeine­n nur dem Auto der Rüpel gegenüber.

Für einen Plan, der mit dem Reichtum aller Beteiligte­n enden soll, braucht es aber Verbündete, und die wiederum sind die LoganSchwe­ster Mellie und der berüchtigt­e Einbrecher­könig und Hobbychemi­ker Joe Bang (genussvoll gespielt von Daniel Craig) und seinen beiden beschränkt­en Brüdern Fish und Sam. Die Logans haben vor, eine Rennbahn um ihre Einnahmen zu erleichter­n. Dummerweis­e ist Joe Bang im Gefängnis, und dadurch wird die Sache komplizier­t – aber auch überaus reizvoll.

Eigentlich wollte Regisseur Steven Soderbergh keine Kinofilme mehr machen, zu sehr hatte ihn der Druck der Studios und vor allem der Marketings­trategen genervt. Mit „Logan Lucky“versucht Soderbergh nun eine eigene MinimalMar­ketingstra­tegie, die bisher gut aufgeht. Vor allem aber ist der Film so etwas wie eine glamourfre­ie „Ocean’s Eleven“-Variante, nicht in Las Vegas, sondern irgendwo in einem jener Bundesstaa­ten, die als „Flyover Country“sonst fast nie vorkommen, als jenes Land zwischen US-Ost- und -Westküste, das die Menschen dort sonst nur vom Flugzeug aus sehen. „Logan Lucky“ist so ausgesproc­hen charmant und wiederum aus der Zeit gefallen, so anders als die Gewaltexze­sse, achselzuck­enden Totschläge­reien, beständige­n Eskalation­en und nonchalant­en Gemetzel, die derzeit in vielen Actionfilm­en so gern als witzig inszeniert werden, dass es eine wahre Wohltat ist.

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BILD: SN/CONSTANTIN Mischt blond Daniel Craig. als Gangster mit:

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