Räuber ohne Glamour, aber mit Herz
Mit „Logan Lucky“kehrt Steven Soderbergh als Kino-Regisseur zurück.
WIEN. Jimmy Logan ist ein Berg von einem Mann, aber er ist ein sanfter Berg. Ein Frust stapelt sich auf den nächsten, eine Enttäuschung auf die andere, und doch wird er nicht laut. Und wenn er im Auto sitzt, nachdem er gerade von seinem Bauhacklerjob gefeuert wurde, weil er nicht versichert werden kann, dann schlägt er nicht mit der Faust auf das Lenkrad, wie das Filmfiguren so oft formelhaft tun, sondern er schaltet das Autoradio ein und hört John Denver, „Take Me Home, Country Roads“.
Logan, gespielt von Channing Tatum, ist einer, der aus der Zeit gefallen ist – das Gegenteil eines Wutbürgers, ein Sanftbürger, der nicht am Mobiltelefon erreichbar ist, weil er seit Monaten die Rechnung nicht zahlen kann, der es nur benutzt, um seine kleine Tochter Sadie zu knipsen, wenn die wieder herumalbert. Er ist einer, der für alle anderen ein wenig rätselhaft ist. Jimmy Logan ist ein freundlicher Mann.
Es wäre aber doch schön, wenn Jimmy etwas Geld hätte, um sich und seine Tochter und die Ex-Frau Bobbie, gespielt von Katie Holmes, über Wasser zu halten. Und da beginnt er einen Plan zu schmieden, gemeinsam mit seinem kleinen Bruder Clyde (Adam Driver), dem einhändigen Barkeeper, der seine linke Hand im Irak gelassen hat, und sich jetzt dumme Witze anhören muss von betrunkenen Gästen. Nur manchmal werden die LoganBrüder dann doch einen kurzen Moment handgreiflich, aber im Allgemeinen nur dem Auto der Rüpel gegenüber.
Für einen Plan, der mit dem Reichtum aller Beteiligten enden soll, braucht es aber Verbündete, und die wiederum sind die LoganSchwester Mellie und der berüchtigte Einbrecherkönig und Hobbychemiker Joe Bang (genussvoll gespielt von Daniel Craig) und seinen beiden beschränkten Brüdern Fish und Sam. Die Logans haben vor, eine Rennbahn um ihre Einnahmen zu erleichtern. Dummerweise ist Joe Bang im Gefängnis, und dadurch wird die Sache kompliziert – aber auch überaus reizvoll.
Eigentlich wollte Regisseur Steven Soderbergh keine Kinofilme mehr machen, zu sehr hatte ihn der Druck der Studios und vor allem der Marketingstrategen genervt. Mit „Logan Lucky“versucht Soderbergh nun eine eigene MinimalMarketingstrategie, die bisher gut aufgeht. Vor allem aber ist der Film so etwas wie eine glamourfreie „Ocean’s Eleven“-Variante, nicht in Las Vegas, sondern irgendwo in einem jener Bundesstaaten, die als „Flyover Country“sonst fast nie vorkommen, als jenes Land zwischen US-Ost- und -Westküste, das die Menschen dort sonst nur vom Flugzeug aus sehen. „Logan Lucky“ist so ausgesprochen charmant und wiederum aus der Zeit gefallen, so anders als die Gewaltexzesse, achselzuckenden Totschlägereien, beständigen Eskalationen und nonchalanten Gemetzel, die derzeit in vielen Actionfilmen so gern als witzig inszeniert werden, dass es eine wahre Wohltat ist.