Von der Flucht vom Balkan zum Wiener Gardeoffizier
Disziplin, Hierarchie und Perfektion formen Petar Lepans Alltag. Als Soldat der Garde repräsentiert er bei jedem Staatsempfang seine neue Heimat.
als österreichischer Soldat. Das Bundesheer ist auf dem Balkan noch immer zur Friedenssicherung eingesetzt. Das Wort „Heimat“nimmt er nicht in den Mund, wenn er über Bosnien-Herzegowina redet. Für ihn zählt der Eid auf die rotweiß-rote Fahne. Bei der Ausmusterung zum Offizier versprach er seinem neuen Vaterland Treue bis in den Tod. Das klingt nach Pathos, Lepan meint es trotzdem ernst.
In Wien aufgewachsen, fühlte sich Lepan schon immer dem Land zugehörig. „Als Österreich gegen Bosnien-Herzegowina im Fußball spielte, saß ich sogar im ÖsterreichSektor“, erzählt der Soldat in seinem Büro. „Aber ich verfolge natürlich auch die Spiele der bosnischen Mannschaft“, ergänzt er in der Sekunde und grinst.
Noch in der HTL erlangte Lepan die österreichische Staatsbürgerschaft, danach leistete er den Grundwehrdienst ab. Schnell merkte er, dass er im Militär Karriere machen wollte. Disziplin, Struktur, Hierarchie: Was für andere Männer mühsam klingt, war für Lepan ein Grund zu bleiben. „Ordnung hat mich mein Vater bereits als Kind gelehrt. Ein faltenfreies Bett und ein sauberes Zimmer ist mir auch privat sehr wichtig“, sagt der Soldat. Er findet, ein hierarchisches System, in dem alles geregelt sei, vereinfache das Leben. Für ihn bedeutet das Sicherheit. Mittlerweile gibt Lepan selbst die Befehle. Seit 1. Dezember 2016 ist er einer von 675 Gardesoldaten und somit ganz vorn dabei, wenn es darum geht, Österreich zu repräsentieren. Als stellvertretender Kompaniekommandant leitet er Ehrengestellungen und Festakte. Bei jedem Wind und Wetter werden Marsch, Griffe und die Adjustierung bis zur Perfektion geübt. Ein Leben bei der Garde klingt nach harter Arbeit – ist es auch.
Auf die Frage, wie man sich als gebürtiger Bosnier beim österreichischen Militär fühle, reagiert der Gardesoldat mit einem Schmunzeln. Schon als Kind habe seine Herkunft nie eine Rolle gespielt. Beim Bundesheer schon gar nicht. „In der Uniform sind wir alle gleich, das predige ich auch immer meinen Grundwehrdienern – und es funktioniert“, sagt der Offizier. Er nennt das Heer sogar ein Paradebeispiel für gelungene Integration. Ein Rekrut wird anhand seiner Leistung beurteilt und nicht wegen eines Turbans. Auch den gibt es beim Bundesheer. Mittlerweile ist man bei der Garde so flexibel, dass sich sogar Gebete und Essen ohne Schweinefleisch in den Tagesablauf einplanen lassen.
Derzeit ist der Gardesoldat im Assistenzeinsatz im Burgenland und zuständig für die Sicherung der Grünen Grenze. Davor war er zwei Jahre in Innsbruck stationiert. Dort war Lepan klar geworden: Das österreichische Bundesheer ist der richtige Weg für ihn. „Weil in Westösterreich mehr Naturkatastrophen passieren, wissen die Menschen dort zu schätzen, was wir für die Republik leisten“, erklärt der Staatsdiener. Auch seine Familie ist stolz auf die Uniform mit österreichischem Wappen, die der Soldat heute trägt.
„Bald hatte ich den Wunsch, ein Gardesoldat zu werden“, erklärt Petar Lepan, während er erneut seine Adjustierung prüft. So zog es ihn zurück nach Wien, wo er mit Menschen aus verschiedenen Kulturen und Ländern aufgewachsen ist. Beim Gang über den Innenhof erzählt er, dass es für ihn gleich wieder ins Burgenland gehe. Dort ist er 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche im Einsatz – bis zum nächsten Staatsempfang.