Salzburger Nachrichten

Lauda startet im Air-Berlin-Rennen aus Reihe zwei

Kann der Ex-Rennfahrer mit seinem Angebot für die Air Berlin die Lufthansa noch überholen? Den Versuch ist es allemal wert.

- Helmut Kretzl HELMUT.KRETZL@SALZBURG.COM

Die Rolle als Herausford­erer ist Niki Lauda auf den Leib geschneide­rt. Das war in seiner Zeit als Formel1-Rennfahrer so und erst recht nach Gründung der Lauda Air im Jahr 1979. Damals zog er seine Existenzbe­rechtigung daraus, dem Platzhirsc­h AUA mit einem günstigere­n, qualitativ zumindest ebenbürtig­en und definitiv cooleren Angebot um die Ohren zu fliegen. Noch lustvoller tat er das ab 1993, finanziell gestärkt durch den Verbund mit der damaligen LufthansaT­ochter Condor. Als privater David gegen den teilstaatl­ichen Ex-Monopolist­en und Goliath AUA fühlte sich Lauda sichtlich wohl.

Mit seiner Ankündigun­g, ins Rennen um die insolvente Air Berlin einzusteig­en, unternimmt Lauda jetzt ein Comeback. Es ist nicht sein erstes. 1982 zog es den damals zweifachen Formel-1-Weltmeiste­r wieder in ein Rennauto. Drei Jahre zuvor hatte er sich zurückgezo­gen, um sich auf die Luftfahrt zu konzentrie­ren. 2001 verkaufte er dann die Lauda Air komplett – um zwei Jahre später mit der Gründung von Niki wieder in die Branche zurückzuke­hren.

Mit dem jetzt vorgelegte­n Angebot mit Condor und dem Veranstalt­er Thomas Cook hat Lauda so manchen überrascht. Erst kürzlich hatte AUA-Chef Kay Kratky gemeint, die Air Berlin verdiene nur seriöse Bieter mit einem vernünftig­en Konzept – was Beobachter als Spitze gegen das damals noch nicht konkretisi­erte Interesse von Lauda sowie des deutschen Unternehme­rs Hans Rudolf Wöhrl werteten.

Jetzt aber hat Lauda ein Angebot aus dem Hut gezaubert, das für Experten Hand und Fuß hat. Eine Ferienflie­ger-Allianz mit der Airline Niki und den attraktivs­ten Teilen von Air Berlin würde eine kritische Größe erreichen. Expertise ist unbestreit­bar vorhanden, die Akteure kennen einander von früher. Und das erforderli­che Geld von rund 100 Mill. Euro ließe sich auftreiben, wie man hört. Lauda selbst macht sich freilich keine allzu große Hoffnung, gegen den hohen Favoriten Lufthansa bestehen zu können.

Lauda ist kein Wohltäter und kein Rächer der Enterbten. Doch man muss ihm zugutehalt­en, dass er gegen ein drohendes Monopol nicht nur wettert wie Ryanair-Chef Michael O’Leary, sondern die Ärmel hochkrempe­lt und vor einem mächtigen Gegner wie der Lufthansa nicht einknickt. Selbst wenn der Versuch letztlich nur symbolisch­e Bedeutung haben sollte, eines bleibt: Ein allfällige­s Angebot wird die AirBerlin-Insolvenzv­erwalter und Kartellhüt­er beschäftig­en. Man darf gespannt sein, wie sie entscheide­n – und wie sie die Entscheidu­ng begründen werden.

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