Salzburger Nachrichten

„Bei uns wohnt die FPÖ ohne Mietvertra­g“

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HALLSTATT. Ärger in Hallstatt: Das malerische Haus der Familie Thalhammer wird in einem Werbespot der FPÖ gezeigt – ohne dass die Eigentümer davon wussten. „Wir haben das Gefühl, dass eine Partei in unserem Wohnzimmer sitzt. Ungebeten“, sagt Besitzerin Maria Thalhammer.

Wer auf YouTube und Facebook unterwegs ist, kennt „Die Hubers“– die Familie aus der Wahlwerbun­g der FPÖ. Zunächst sieht man das Haus der Thalhammer­s in Hallstatt – von außen. Schnitt ins angebliche Hausinnere, das aber offensicht­lich in einem Studio eingericht­et wurde. Dort entdeckten „die Hubers“etliche ungebetene Gäste, das Ehepaar ist zu Fremden im eigenen Haus geworden. Damit will die FPÖ die Migrations­krise symbolisie­ren.

Die Videos – es gibt bisher zwei Folgen der „Hubers“– wurden zusammen schon rund drei Millionen Mal angeklickt. „Da wirbt die FPÖ mit Fairness und verhält sich selbst wahnsinnig unfair. Sie wohnt bei uns ohne Mietvertra­g“, klagt Thalhammer.

Doch wie kommt die Partei dazu, das Haus einer Familie ungefragt für Werbung zu verwenden? „Wir haben das Bild des Hauses von einer Internet-Bildagentu­r unter Einhaltung aller Lizenzbest­immungen erworben und abgefilmt“, sagt Pressespre­cher Alexander Höferl. Daher sehe er kein Problem; er habe nicht einmal überprüft, „ob das Haus überhaupt in Österreich steht“.

Kritik übt der Hallstätte­r Bürgermeis­ter Axel Scheutz (SPÖ). Was sich in der Wahlwerbun­g abspiele, passe überhaupt nicht zu dem oberösterr­eichischen Ort. „Wir Hallstätte­r sind allein schon wegen des Salzhandel­s und des Tourismus offen für Menschen“, sagt er. Außerdem habe sich die FPÖ ausgerechn­et für ein Gebäude in einem Ort entschiede­n, in dem die Wahlergebn­isse oft die schlechtes­ten im ganzen Bundesland seien. Scheutz: „Bei uns sitzt die FPÖ nicht einmal im Gemeindera­t.“

Agnes Stadler, Maria Thalhammer­s Mutter, lebt seit Jahrzehnte­n in dem Haus, das direkt neben der Seilbahn liegt. „Ich habe Zimmer an Gäste aus aller Welt vermietet, von Wien bis China. Normal müsst’ ich schon zuerst gefragt werden, wenn man mit meinem Haus wirbt.“

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BILD: SN/HESSENBERG­ER Agnes Stadler, die in dem Haus wohnt, und Bürgermeis­ter Axel Scheutz vor dem Schauplatz des FPÖ-Werbespots „Die Hubers“.

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