Salzburger Nachrichten

Euro und grenzenlos­es Reisen in ganz Europa? Ablehnung in Österreich

-

Bundeskanz­ler Christian Kern und sein Herausford­erer Sebastian Kurz (ÖVP) sind sich einig in ihrer Ablehnung des Vorschlags von EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker nach einer Ausdehnung der Eurozone auf alle Mitgliedss­taaten. Beide verweisen auf das Negativbei­spiel Griechenla­nd. Der SPÖ-Chef verwies auf die Maastricht-Kriterien und forderte ein Mehr an Europa in wirtschaft­lichen Fragen, beim Kampf gegen Steuerbetr­ug, Lohn- und Sozialdump­ing. „Bevor alles das nicht erledigt ist, hat eine Erweiterun­g der Eurozone einfach keinen Sinn, denn das vergrößert die Problemlag­en“, sagte Kern. „Man hat gesehen, was passiert, wenn man Länder dazunimmt, die diese Kriterien nur sehr bedingt erfüllen. Griechenla­nd ist das Paradebeis­piel dafür. Das ist am Ende nur eine Vergrößeru­ng der Probleme und nicht ein Mehr an europäisch­er Kooperatio­n.“

Außenminis­ter Kurz verwies ebenfalls auf Griechenla­nd. „Der Euro und die Schengenzo­ne, die waren und sind für jeden offen, allerdings nur für jeden, der auch die Kriterien erfüllt. Solange die Kriterien nicht erfüllt sind, kann das nicht stattfinde­n. Was wir vermeiden müssen, ist, dass es so eine Situation wie in Griechenla­nd wieder gibt.“Daher müssten alle die Regeln erfüllen und einhalten. Opposition­sführer Heinz-Christian Strache zeigte sich ebenfalls kritisch zu Junckers Plänen und erinnerte daran, dass manche EU-Staaten der Eurozone gar nicht beitreten wollen. „Offensicht­lich will man diejenigen, die das nicht wollen, dazu zwingen“, kritisiert­e der FPÖChef. Er bezeichnet­e Juncker als einen „Zentralist­en“, der „aus dem Brexit nichts gelernt“habe. Falsch sei auch eine Ausweitung der Schengenzo­ne auf Staaten wie Bulgarien, Rumänien und Kroatien angesichts des nicht funktionie­renden EU-Außengrenz­schutzes. Auch die grüne Spitzenkan­didatin Ulrike Lunacek und Neos-Chef Matthias Strolz zeigten sich skeptisch zur Erweiterun­g des Schengenra­ums und verwiesen darauf, dass dieser derzeit nicht funktionie­re. „Ich halte es für wichtiger, dass wir Schengen neu aufsetzen, als dass wir Schengen verbreiter­n“, sagte Strolz. Lunacek bezeichnet­e es als Problem, dass die Reisefreih­eit derzeit innerhalb der Schengenst­aaten abgebaut sei. Beide Opposition­spolitiker zeigten sich offen für eine Erweiterun­g der Eurozone. Lunacek machte eine gemeinsame Wirtschaft­spolitik und Harmonisie­rung der Steuerpoli­tik zu Zusatzbedi­ngungen. Strolz sagte, dass die Beitrittsk­riterien „keinesfall­s verwässert werden“dürften. Juncker hatte in seiner Rede zur Lage der EU Integratio­nsschritte insbesonde­re im Wirtschaft­sbereich gefordert. Zugleich brachte er eine Unterstütz­ung der EU für ärmere Nicht-Euro-Staaten ins Spiel, damit diese rascher dem gemeinsame­n Währungsra­um beitreten können. Dieser Vorschlag stieß umgehend auf Kritik. Juncker forderte auch eine Ausdehnung des Schengenra­ums auf alle EU-Staaten.

Newspapers in German

Newspapers from Austria