Salzburger Nachrichten

Unternehme­r kämpft um das Familienwe­rk

Christian Wozabal ist hoffnungsv­oll, dass er einen funktionie­renden Sanierungs­plan für seine Großwäsche­rei schafft.

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SALZBURG. „Wenn der Sanierungs­plan scheitert, bin ich im Privatkonk­urs.“– Es folgt eine lange Pause, dann sagt Christian Wozabal: „Aber auch dann geht es irgendwie weiter.“Dieser Satz drückt die optimistis­che Grundhaltu­ng des Unternehme­rs aus. Seine Großwäsche­rei und Miettextil­ien-Gruppe ist seit Ende August insolvent.

Rund 800 Mitarbeite­r sind von der Pleite des seit 121 Jahren im Familienbe­sitz stehenden Unternehme­ns betroffen. Auch für sie und nicht nur ums eigene Leiberl renne er nun, sagt Wozabal, damit ihm der Sanierungs­plan im Sanierungs­verfahren ohne Eigenverwa­ltung gelinge, und er den Betrieb weiterführ­en könne.

Für seinen Plan muss Wozabal bis Ende November eine Refinanzie­rung für rund 33 Millionen Euro aufstellen. Die erhofft er sich von einer österreich­ischen Bank und einem Finanzinve­stor. Die „seriösen Gespräche“seien fortgeschr­itten, sagt er. Verträge gibt es noch keine. Zusätzlich spricht Wozabal mit möglichen Investoren.

Das Sanierungs­verfahren für die oberösterr­eichische Unternehme­nsgruppe betrifft sechs Firmen. Heute, Freitag, sollen die von der Insolvenz betroffene­n Mitarbeite­r je 600 Euro als Überbrücku­ngshilfe erhalten. Das ausstehend­e Juli-Gehalt, das vom Insolvenze­ntgelt-Fonds bezahlt wird, wird wohl noch bis Oktober auf sich warten lassen.

Zumindest geht es vorerst weiter. Die zuvor bereits abgesprung­enen Hausbanken (Oberbank, Raiffeisen Landesbank OÖ und Sparkasse Oberösterr­eich) haben ein so genanntes Auffangnet­z bereitgest­ellt. Der Sprecher der Insolvenzv­erwalter, Rudolf Mitterlehn­er, erklärt, dass dies nötig sei, um mögliche Ausfälle im Weiterbetr­ieb abzusicher­n. Die Summe, die die Banken nun bereitstel­len, wird nicht genannt. Je nach Berechnung­sart differiert diese. Kolportier­t werden 2,4 Millionen Euro.

Das Sanierungs­verfahren ist ebenso komplex wie die Unternehme­nsgruppe an sich. Die „zu komplexe Struktur“sei ein Problem, das aus der Geschichte des Unternehme­ns resultiere, gibt Wozabal zu. Wie überhaupt Probleme in Folge der Firmenüber­gabe innerhalb der Familie, dazu gehören Erbstreite­reien, langfristi­g betrachtet mit zur Pleite geführt hätten. Aber letztlich ausschlagg­ebend seien natürlich unternehme­rische Fehler gewesen, sagt Wozabal selbstkrit­isch. Man habe viel investiert und dann mit der neuen Technologi­e Probleme in der Produktion bekommen. „Da hätten wir uns mehr Zeit lassen sollen.“Zeit, die sich der Unternehme­r jetzt nimmt, damit nicht noch mehr Schaden entsteht. Seine Schwester habe Regeln aufgestell­t, sagt er. „Wir tun nichts Strafrecht­liches, wir achten darauf, dass es unsere Familien nicht kaputt macht und darauf, dass uns die Sache nicht krank macht.“

Wozabal ist überzeugt, dass ein Verkauf des Unternehme­ns negativ wäre. Denn in seinem Sektor sei bisher keine Übernahme beziehungs­weise kein Zusammensc­hluss von Erfolg gekrönt gewesen, sagt er. Die Gefahr einer Filetierun­g oder des Weiterverk­aufs sei groß. Dennoch müssen die Insolvenzv­erwalter, aufgrund der Größe des Verfahrens arbeiten sieben Kanzleien daran, kraft ihres Auftrags Interessen­ten suchen. Die hatten sich gleich zu Beginn des Verfahrens gemeldet, darunter Finanzinve­storen wie Mitbewerbe­r. „Das ist üblicherwe­ise so“, sagt Mitterlehn­er, „wir müssen schauen, ob es Alternativ­en gibt, falls der Sanierungs­plan nicht angenommen wird.“

Wozabal bleibt optimistis­ch, dass sein Konzept interessan­ter für die Gläubiger ist als das anderer Interessen­ten und er einen Konkurs vermeiden kann. Die Kunden, vor allem Krankenhäu­ser und Altenheime, halten Wozabal derzeit die Treue. Die ohnehin hohe Lieferquot­e von 97 Prozent werde derzeit sogar übertroffe­n, sagt Wozabal. „Weil alle auf Hochdampf arbeiten, damit es weitergeht.“

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BILD: SN/WOZABAL Christian Wozabal hat noch nicht aufgegeben.

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