Mädchen mit Hidschab spielen „Teufelsmusik“
Wild, muslimisch, grölend: Eine indonesische Frauen-Metal-Band bricht mit allen Klischees. Das Trio kämpft lautstark um internationalen Ruhm.
Die drei jungen Frauen zeigen sich auf der Bühne unbeeindruckt von der drückenden Hitze. Sie tragen bei ihrem Auftritt langärmelige Shirts und den muslimischen Hidschab, ein Kopftuch, das Haare, Hals und Brust bedeckt. „Seid ihr bereit? Ihr seht gut aus, Leute!“, ruft die 17 Jahre alte Sängerin Firdda Kurnia in die Menge der vorwiegend jugendlichen Fans, die sich vor der Bühne in Garut versammelt haben. Sie wollen die FrauenMetal-Band Voice of Baceprot (VoB) sehen.
Hier, in der Kleinstadt rund vier Fahrtstunden südöstlich der Hauptstadt Jakarta gelegen, sind die drei Mädchen aufgewachsen. Bis sie ins Teenager-Alter kamen, hatten Firdda und ihre beiden Freundinnen, Schlagzeugerin Euis Siti Aisyah und Bassistin Widi Rahmawati, nie davon geträumt, Musikerinnen zu werden oder ein Instrument zu lernen. Vor ein paar Jahren kamen sie dann über ihre Schule zur Musik. „Wir begannen, mit der Akustikgitarre und dem ramponierten Schlagzeug aus unserer Blaskapelle zu spielen“, erinnert sich Euis Siti Aisyah.
Indonesien in Südostasien hat 250 Millionen Einwohner und ist das bevölkerungsreichste muslimische Land der Welt. Die große Mehrheit praktiziert einen toleranten Islam. Als sie weiter ihrer Leidenschaft für Musik nachgingen, stießen die drei jungen Frauen dennoch schnell auf Widerstand ihrer Familien, Lehrer und Nachbarn. Rockmusik wird insbesondere im konservativen West Java mit morali- schem Verfall, Drogen und sexueller Freizügigkeit assoziiert. „Für viele ist Metal keine Musik für muslimische Frauen, sondern Teufelsmusik“, sagt Firdda. Sie selbst beschreibt ihre Musik als Nu Metal, welcher von Künstlern wie Dream Theater, Eminem und Linkin Park beeinflusst ist.
„Wir wollen zeigen, dass wir nicht unsere Identität und Pflichten als Muslime aufgeben, auch wenn wir Metal spielen“, sagt die Sängerin. Für die Band ist es kein Widerspruch, ihre Songs laut zu grölen und gleichzeitig einen Hidschab zu tragen, der ihren Glauben bekräftigt. Und: Man wolle dem Publikum vermitteln, dass Mädchen, die einen Hidschab tragen, nicht unterdrückt sein müssen. Die muslimische Mädchenband bringt noch heuer eine neue CD heraus.