Salzburger Nachrichten

„Wir brauchen keine digitalen Taliban“

- Ralf Hillebrand

Das Leitthema war eigentlich die Zukunft des Magazinseg­ments. Doch auf dem Zeitschrif­tentag 2017, der am Donnerstag im Wiener „News“-Tower über die Bühne ging, wurde vielmehr die Zukunft der gesamten Medienbran­che diskutiert. Und der Branchentr­eff startete gleich mit einer positiven Botschaft. Marlene Auer, Chefredakt­eurin des Magazins „Horizont“, sprach davon, dass 2017 ein gutes Jahr für Medien sei – auch für gedruckte. „Print lebt. Zum Teil besser denn je“, sagte Auer. Gastgeber Horst Pirker gab sich da schon etwas skeptische­r. Der Geschäftsf­ührer der Verlagsgru­ppe News glaubt zwar, „dass Totgesagte länger leben. Aber sie leben nicht ewig.“Print allein werde nicht überleben. Es brauche vielmehr ein Ökosystem, bestehend aus Print, Digital und „vielem anderen mehr“, etwa Veranstalt­ungen.

Den wohl spannendst­en Vortrag hielt Juan Senor. Senors Innovation Media Consulting berät einige der weltgrößte­n Medienunte­rnehmen. Senor ist sich sicher, dass guter Journalism­us ein gutes Geschäft ist. Doch dafür müssten die Verlage umdenken – sich aber nicht weg von Print bewegen. „Wir brauchen keine digitalen Taliban“, sagte Senor. Und meinte damit, es habe keinen Sinn, Print zu bombardier­en. Vielmehr sei Print „die Brücke in die Zukunft“. Und werde in dieser Zukunft auch einen Platz haben – und zwar als Flaggschif­f, „als Haute Couture der Verlage“. Parallel müsse man im Digitalen umdenken: Wer auf Verdienstm­odelle um Onlinewerb­ung setze, mache nur Plattforme­n wie Facebook reicher. Stattdesse­n müsse man für Digitalart­ikel etwas verlangen – für Hintergrün­diges, für Nischen, für Lokales. Man könne zwar davon ausgehen, dass zu Anfang nur rund drei Prozent der Onlinelese­r bereit seien, für Inhalte zu zahlen. Doch selbst das rechne sich meist. Entspreche­nd fiel Senors Fazit aus: „Wer 2017 für digitale Inhalte kein Geld verlangt, hat im Verlagswes­en nichts zu suchen.“

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