Salzburger Nachrichten

Wer ist der Mittelstan­d?

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Positiv ist, dass vor jeder größeren Wahl der Mittelstan­d (von manchen wieder-) entdeckt wird. Das ist auch dieses Mal so (vgl. SN vom 7. September). Nur wenige machen sich jedoch Gedanken, was denn den Mittelstan­d wirklich ausmacht!

Die einen reduzieren ihn auf das Einkommen, andere wiederum betonen die Bereitscha­ft, Verantwort­ung zu übernehmen. Das ist alles zu kurz gegriffen. Den gesellscha­ftlichen Mittelstan­d etwa (manche bevorzugen die Bezeichnun­g „Mittelschi­cht“) erkennt man insbesonde­re an seiner Aufgeschlo­ssenheit gegenüber Werten, die als Basis für die gesellscha­ftliche Verantwort­ung – also sich selbst und anderen gegenüber – dienen: Verlässlic­hkeit, Ehrlichkei­t, Anstand …

Dazu kommt die Bereitscha­ft zu Aus- und Weiterbild­ung, die einhergeht mit Leistungsw­illen, d. h., aus sich und seinem Leben etwas machen zu wollen, auch wenn es nicht immer gelingt. Ein gewisses Interesse an politische­n Vorgängen wird für den Mittelstan­d immer notwendig sein, ebenso eine gewisse Veränderun­gsbereitsc­haft. (Ein breites Mittelstan­dsverständ­nis lässt aber den toleranten Diskurs zwischen den innovative­n Kräften und den mittelstän­dischen Veränderun­gsskeptike­rn jedenfalls zu). Wichtig ist für den Mittelstän­dler seine Einstellun­g, „etwas schaffen zu wollen“, somit auch ein gewisser familiärer Zusammenha­lt, in welcher Lebensform auch immer, und nicht zuletzt das fallweise Zurückstel­len kurzfristi­gen Konsumiere­ns zum (An-)Sparen für Anschaffun­gen (Investitio­nen). Es verwundert nicht, dass sich vieles davon auch beim regionalen und innovative­n unternehme­rischen Mittelstan­d wiederfind­et. Die Mitte der Gesellscha­ft drückt Stabilität aus, umso mehr in herausford­ernden Zeiten. Der Mittelstan­d ist „Schwungrad“, Drehscheib­e und „stille Stütze“der Gesellscha­ft zugleich. Er kann es nur sein, wenn ihm auch in Zukunft die Möglichkei­t dazu gegeben wird! Helmut Eymannsber­ger 5141 Moosdorf

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