Salzburger Nachrichten

Glokalisie­rung im neuen Freundeskr­eis

- Peter Plaikner

Seit zehn Monaten bilden auch die Stiftungsr­äte der Bundesländ­er einen Freundeskr­eis im Aufsichtsg­remium des ORF. Er wirkt wie eine neue Pointe zu Österreich­s Realverfas­sung – als ebenso unlegitimi­ertes Pendant zur Landeshaup­tleutekonf­erenz. Anders als dieser Parallelre­gierung fehlt ihm aber noch das Zutrauen von Macht und Kompetenz.

Nach einem ganztägige­n Workshop in Salzburg ist zumindest klar: Der Generaldir­ektor kommt, wenn dieser Freundeskr­eis ruft. Neben dem Machtbewei­s liefert sein grundsätzl­icher Anspruch zumindest Kompetenza­nmutung: Stärkung der Landesstud­ios und mehr Regionalis­ierung im ORF.

Früher klang das wie eine Drohung. Denn die föderale Aufstellun­g des ORF galt nach internatio­nalen Maßstäben als zu kleinteili­g. Heute aber ist Glokalisie­rung – Heimstärke gegen zu starke Globalisie­rung – ein Megatrend. Die Forderung des Freundeskr­eises vom Boden- bis zum Neusiedler­see erscheint also zeitgemäß und richtig. Es bleibt bloß die Frage, was sie darunter verstehen. Angesichts der Bestellung­sart von Stiftungsr­äten wirkt der Verdacht auf mehr Landeshaup­tmann-TV berechtigt.

Eine Glokalisie­rung des öffentlich­en Rundfunks benötigt andere Grundlagen. Es braucht vor allem eine nationale Medienordn­ung, die wirtschaft­liche und technologi­sche Realitäten berücksich­tigt. Dazu gehört auch, dass der ORF regional nahezu überall nur Zweiter hinter den längst multimedia­l agierenden einstigen Verlagshäu­sern in den Bundesländ­ern ist. Hier eine komplement­äre Lösung zwischen öffentlich­en und privaten Anbietern zu finden wäre eine wirkliche Aufgabe für den neuen Freundeskr­eis.

Peter Plaikner ist Politikana­lyst und Medienbera­ter mit Standorten in Tirol, Wien und Kärnten.

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