Glokalisierung im neuen Freundeskreis
Seit zehn Monaten bilden auch die Stiftungsräte der Bundesländer einen Freundeskreis im Aufsichtsgremium des ORF. Er wirkt wie eine neue Pointe zu Österreichs Realverfassung – als ebenso unlegitimiertes Pendant zur Landeshauptleutekonferenz. Anders als dieser Parallelregierung fehlt ihm aber noch das Zutrauen von Macht und Kompetenz.
Nach einem ganztägigen Workshop in Salzburg ist zumindest klar: Der Generaldirektor kommt, wenn dieser Freundeskreis ruft. Neben dem Machtbeweis liefert sein grundsätzlicher Anspruch zumindest Kompetenzanmutung: Stärkung der Landesstudios und mehr Regionalisierung im ORF.
Früher klang das wie eine Drohung. Denn die föderale Aufstellung des ORF galt nach internationalen Maßstäben als zu kleinteilig. Heute aber ist Glokalisierung – Heimstärke gegen zu starke Globalisierung – ein Megatrend. Die Forderung des Freundeskreises vom Boden- bis zum Neusiedlersee erscheint also zeitgemäß und richtig. Es bleibt bloß die Frage, was sie darunter verstehen. Angesichts der Bestellungsart von Stiftungsräten wirkt der Verdacht auf mehr Landeshauptmann-TV berechtigt.
Eine Glokalisierung des öffentlichen Rundfunks benötigt andere Grundlagen. Es braucht vor allem eine nationale Medienordnung, die wirtschaftliche und technologische Realitäten berücksichtigt. Dazu gehört auch, dass der ORF regional nahezu überall nur Zweiter hinter den längst multimedial agierenden einstigen Verlagshäusern in den Bundesländern ist. Hier eine komplementäre Lösung zwischen öffentlichen und privaten Anbietern zu finden wäre eine wirkliche Aufgabe für den neuen Freundeskreis.
Peter Plaikner ist Politikanalyst und Medienberater mit Standorten in Tirol, Wien und Kärnten.