Im Kaffeesatz liegt noch viel wertvolle Zukunft
Die Reste des Kaffeegenusses lassen sich nicht nur, wie bekannt, als Dünger nutzen.
Wie alle wissen, die gern gärtnern: Kaffeesatz ist wegen seines hohen Anteils an Stickstoff ein gerne verwendeter Dünger und leistet – auf diese Weise entsorgt – damit bereits heute im Kleinen einen Beitrag zu einer umweltfreundlichen Abfallwirtschaft. Doch damit ist sein Potenzial lange nicht ausgeschöpft: Forscher des Schweizer Paul Scherrer Instituts zeigen, dass sich aus Kaffeesatz hochwertiges Biomethan gewinnen lässt.
Methan ist wesentlicher Bestandteil von Erdgas und Biogas. Während Erdgas jedoch zu den fossilen Quellen zählt und seine Verbrennung zur Klimaerwärmung beiträgt, zählt Biomethan aus Biogas zu den erneuerbaren, klimaneutralen Energieträgern. Biomethan kann überall dort genutzt werden, wo auch Erdgas zum Einsatz kommt.
Für den Versuch in der Schweiz wurden nasse Kaffeerückstände verwendet, die bei der Herstellung von löslichem Kaffee anfallen. Die Rückstände wurden dann in einer Versuchsanlage auf eine Temperatur von rund 450 Grad Celsius erhitzt und einem Druck von 300 bar ausgesetzt. Dabei geht das im Kaffeesatz enthaltene Wasser in den so genannten überkritischen Zustand über, in dem es weder flüssig noch gasförmig ist. Das hat den Vorteil, dass sich die im Kaffeesatz enthaltenen Nährsalze nicht wie in normalem Wasser auflösen, sondern leicht abgetrennt werden können.
In einem nächsten Prozessschritt wird mit Hilfe eines Katalysators aus dem Kaffeesatzrest Methan erzeugt. Als weiterer, wichtiger Schritt muss die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens abgeklärt werden. Denn nur wenn diese gewährleistet ist, rentiert es sich, das Verfahren in der Lebensmittelindustrie einzusetzen. Der Pilotversuch der Wissenschafter zeigte auch, dass die abgetrennten Nährsalze und der darin gebundene Stickstoff Dünger von hoher Qualität abgeben könnten. Diesen vielversprechenden Ansatz möchten sie weiterverfolgen.
Das Paul Scherrer Institut PSI ist das größte Forschungsinstitut für Natur- und Ingenieurwissenschaften in der Schweiz. Für den Versuch mit dem Kaffeesatz haben die Wissenschafter mit Nestlé kooperiert. Die Schweizer Lebensmittelindustrie produziert bei der Herstellung ihrer Produkte etwa eine halbe Million Tonnen organische Abfälle pro Jahr. Das Interesse der Industrie ist daher groß, die prozessbedingten Abfälle zu reduzieren und unvermeidbare Abfälle nutzbar zu machen. Bereits heute werden in der Schweiz drei Viertel der anfallenden Abfälle als Tierfutter weiterverwertet. Etwas über neun Prozent werden kompostiert und knapp 11,5 Prozent energetisch genutzt.