Kurz & Kern? Ausnahmsweise gern.
Viele Jahre wollten schwarze und rote Landespolitiker an ihren Bundesparteien nicht anstreifen. Das ist in diesem Wahlkampf anders, ganz anders.
Es ist noch nicht lange her, da waren schwarze Landespolitiker froh, wenn ihre Bundesparteispitze einen möglichst großen Bogen um Salzburg machte. Das war am Ende so bei Reinhold Mitterlehner und zuvor schon bei Michael Spindelegger. Die Salzburger Volkspartei hat sich sogar ein eigenständiges Programm gegeben, um sich von der Bundespartei abzuheben. Nur nicht anstreifen an den unbeliebten Bundespolitikern, lautete die Handlungsdevise. Und wenn Landtagswahlen bevorstehen, schon gar nicht!
Jetzt ist alles anders. Die Schwarzen an der Salzach können gar nicht genug bekommen von Sebastian Kurz. Wo immer der Außenminister und neue ÖVP-Obmann auftritt, ist er nicht nur von Fans umringt – am Mittwochabend waren es im Messezentrum rund 1000 –, sondern auch vom politischen Establishment an der Salzach. Der Landeshauptmann rechnet es sich zur Ehre an, zu den Mentoren Kurz’ zu zählen.
Schon etwas länger her, aber noch gut erinnerlich sind die Absetzbewegungen der Salzburger Sozialdemokratie vom damaligen Bundeskanzler Alfred Gusenbauer. 2008 – und damit ein Jahr vor der Landtagswahl – hat Gabi Burgstaller den Job als Gusenbauer-Stellvertreterin zurückgelegt. Und damit klar signalisiert: Mit dem Bundesparteivorsitzenden und seiner Politik will sie nichts mehr zu tun haben. Wenig später war Alfred Gusenbauer Geschichte – und Gabi Burgstaller eine zweite Amtsperiode lang Landeshauptfrau.
Jetzt ist alles anders. SPÖLandeschef Walter Steidl und seine Parteifreunde können gar nicht genug bekommen von Kanzler-Besuchen aus Wien. Steidl war im vergangenen Frühjahr maßgeblich an der Ablöse von Werner Faymann und dem Wechsel zu Christian Kern beteiligt gewesen. Und er ist stolz darauf. Er ließ plakatieren: „Walter Steidl lädt Christian Kern nach Salzburg ein“– massentauglich einmal in die Salzburgarena, ein andermal in Stiegls Brauwelt. Und auch wenn der Kanzler viel vom Glanz der Anfangszeit eingebüßt hat: Bei den Salzburger Parteifreunden ist er immer noch gern gesehen – vor allem wenn er, wie zuletzt, den französischen Staatspräsidenten im Schlepptau hat.
Es ist in der Politik wie in der Wirtschaft: Erfolg – oder zumindest die Aussicht darauf – macht sexy. Seit der Abwahl von Schwarz-Orange 2006 haben die ÖVP-Funktionäre darauf gewartet, dass die Bundespartei, der glücklose Juniorpartner in einer Großen Koalition, wieder Fuß fasst. Erstmals nach elf langen Jahren verspricht Kurz Erlösung aus diesem Jammertal. Das macht ihn für die schwarzen Funktionäre so begehrenswert. Nicht so optimistisch wirken die Salzburger Funktionäre der SPÖ, nachdem die Bundespartei im Wahlkampf kaum eine Panne ausgelassen hat. Aber im Vergleich zu Werner Faymann,
Es ist in der Politik wie in der Wirtschaft: Erfolg macht sexy.
der beim 1.-Mai-Aufmarsch ausgepfiffen wurde, erscheint Christian Kern immer noch als Lichtgestalt. Und ist den Freunden in der Salzburger Provinz daher höchst willkommen.
Die Frage ist, ob das so bleibt, falls er am 15. Oktober bei der Nationalratswahl nicht als Erster durchs Ziel geht. Und vielleicht auch noch das Bundeskanzleramt für die SPÖ verlo-