Im Tunnel haust ein Monster
In ein Abenteuer hat sich die 3b-Klasse der Volksschule Parsch gestürzt. Die Kinder sind durch den Almkanal gegangen. Dass dort das Tunnelmonster lauert, konnte sie nicht abschrecken.
SALZBURG-STADT. „Taschenlampen an“, ruft Martin Seyffarth den Mädchen und Buben zu, die über eine Leiter hinunterklettern. Als sie mit ihren Gummistiefeln in dem beinahe wasserlosen Almkanal stehen, drücken sie die Knöpfe ihrer Lampen, richten die Lichtkegel in den schwarzen Tunnel und holen tief Luft. Mutig sein ist nun angesagt. Und das, obwohl Seyffarth ihnen mit geheimnisvollem Tonfall und ostdeutschem Dialekt schon verraten hat, dass im Tunnel ein echtes Monster haust.
Beim Krauthügel in Nonntal, unweit des Schleusenhäuschens, befindet sich der Einstieg in die unterirdische Welt, durch die seit rund 800 Jahren Wasser in die Stadt Salzburg sprudelt. Im September wird der Stollen trockengelegt. Arbeiter prüfen, ob alles intakt ist. Dann können sich auch Besucher auf den Weg unter der Festung durch machen.
„Spinnen!“Für den ersten Schreck bei den Kindern aus der 3b-Klasse sorgen Dutzende der Krabbeltiere, die Netze bis in den Stollen gesponnen haben. Aufgeschreckt vom Licht krabbeln sie auf ihren Fäden herum. „Wäää“, tönt es immer wieder in dem Gang, durch den sich die Gruppe unter Seyffarths Führung bewegt. Ganz hinten geht Michaela Reiter, die Klassenlehrerin. Die Spinnen bleiben in den Netzen. Erleichterung macht sich breit.
In einige Gummistiefel kommt etwas Wasser. Ganz trocken ist der Boden nie, an manchen Stellen steht das Wasser ein paar Zentimeter hoch. „Sind da spitzige Steine, wo ich mich anhauen kann?“, will Carlo wissen. Der Achtjährige muss sich in dem teils sehr niedrigen Tunnel kaum bücken; die größeren Mitschüler und die Erwachsenen sehr wohl.
Carlo und seine Klassenkollegen entdecken eine Tropfsteinhöhle und Jahreszahlen, welche die Erbauer einst in die Wände geritzt haben. Sogar echte Grabplatten wurden verlegt. Das Gruseln wird stärker. Dann, als die Gruppe beinahe schon am Petersfriedhof angelangt ist und an das Tageslicht zurückkehren will, kommt das Tunnelmonster. „Uaaah!“, brüllt es – mit verdächtig ostdeutschem Einschlag.