Der Drang zum Gymnasium
Der Trend hat sich schon länger abgezeichnet. Anton Prlić schildert am Beispiel der Situation in der Stadt Salzburg den ungebremsten Andrang zu den Gymnasien (SN vom 11. September 2017) – ohne sich allerdings viel mit den Ursachen dieser Entwicklung auseinanderzusetzen.
Es ist in meinen Augen ein fataler Fehler, wenn in einem Kindesalter von neuneinhalb Jahren eine derart fundamentale, weichenstellende Entscheidung zu treffen ist, welcher Schultyp der geeignete ist.
Natürlich könnte eine gemeinsame Schule der zehn- bis 14- oder 15-Jährigen nicht alle Probleme einer verfehlten Bildungspolitik lösen. Doch der Stress, dem Eltern, Volksschullehrer und nicht zuletzt die Kinder ausgesetzt sind und der in dem Artikel anschaulich geschildert wird, wäre vermeidbar.
Unzählige Studien und Untersuchungen belegen, dass kaum anderswo Bildung derartig stark vererbt wird wie in Österreich. Es ist nahezu undenkbar, dass Söhne oder Töchter von Eltern, die über ein gewisses „Sozialprestige“verfügen, nicht in die Unterstufe eines Gymnasiums eintreten. Und dies weitgehend unabhängig davon, wie geeignet sie dafür sind und wie viel Geld für Nachhilfelehrer zu berappen ist.
Andererseits sind es vor allem Kinder bildungsferner Schichten, welche die Neue Mittelschule, ein verunglücktes, auf einem faulen Kompromiss basierendes Nachfolgemodell für die ehemalige Hauptschule, besuchen dürfen.
Warum wohl wird bei uns dieses aus dem 19. Jahrhundert basierende System, das in den allermeisten europäischen Staaten ein längst überwundenes Auslaufmodell ist, immer noch so zäh verteidigt?
Und im laufenden Wahlkampf spielt das Thema Bildung nur eine untergeordnete Rolle. Geht es doch nur um die Zukunft unserer Kinder. Erhard Sandner 5081 Anif