Salzburger Nachrichten

Die Wahl bleibt spannend Viele Bürger unentschlo­ssen

Sitzung des Nationalra­tes ist die nächste große Bühne für die Wahlkämpfe­r. Hunderttau­sende Personen haben sich noch nicht entschiede­n, wem sie ihre Stimme geben sollen.

- Alf

In vier Wochen wird in Österreich der Nationalra­t gewählt. Zwar zeigen die Umfragen, dass Sebastian Kurz (ÖVP) deutlich in Führung liegt und SPÖ und FPÖ um den 2. Platz kämpfen, aber entschiede­n ist noch nichts. Nach Abgaben von Meinungsfo­rschern sind derzeit noch Hunderttau­sende Personen unentschlo­ssen, wem sie am 15. Oktober ihre Stimme geben sollen. Aber auch die Entscheidu­ng eines guten Teils der Personen, die in Umfragen angeben, sich bereits für eine Partei entschiede­n zu haben, ist nicht unumstößli­ch. Den Kandidaten sollten also in den kommenden Wochen keine groben Schnitzer passieren. Der nächste große Wahlkampfa­uftritt findet am Mittwoch bei der Sitzung des Nationalra­tes statt. Spannend ist vor allem, was die Parteien noch an Gesetzesan­trägen einbringen, die dann kurz vor der Wahl beschlosse­n werden könnten. So will Sozialmini­ster Alois Stöger etwa noch das Verbot von Bankomatge­bühren beschließe­n lassen. Die SPÖ außerdem Pensionen, die über der HöchstASVG-Pension liegen, zusätzlich be- steuern. Die ÖVP ist grundsätzl­ich gesprächsb­ereit, wenn dabei auch über ÖBB-Pensionen gesprochen wird und darüber, wie die Zuwanderun­g ins Sozialsyst­em erschwert werden kann.

Übrigens: Die Nationalra­tswahl hat heute eigentlich schon begonnen. Briefwähle­r können ihre Stimme bereits abgeben.

Mitten in den Intensivwa­hlkampf platzt die erste Plenarsitz­ung des Nationalra­ts im Ausweichqu­artier in der Hofburg. Und die Parteien werden, wie es aussieht, diese als Wahlkampfb­ühne zu nützen versuchen. Denn das Interesse der Bürgerinne­n und Bürger an Politik ist, trotz des bereits Wochen dauernden Wahlkampfe­s, noch immer hoch. Das zeigte auch die Diskussion der Parteichef­s, der drei großen Parteien, die am Freitag in Linz stattfand. Veranstalt­et wurde sie von den Bundesländ­erzeitunge­n, darunter den „Salzburger Nachrichte­n“. Die Diskussion erreichte bereits im Livestream im Internet Rekordwert­e. Wie groß das Interesse war, zeigte aber auch die Wiederholu­ng der Veranstalt­ung um 20.15 Uhr in Ö III. Im Schnitt verfolgten 336.000 Zuschauer die Aufzeichnu­ng. Dies sei die höchste Einzelreic­hweite in der Sendergesc­hichte gewesen, teilte der ORF mit.

In der Nationalra­tssitzung wird Sozialmini­ster Alois Stöger jedenfalls einen Gesetzesen­twurf, durch den Bankomatge­bühren verboten werden sollen, einbringen und er drängt dabei auf die Unterstütz­ung der ÖVP. Von Bankomatge­bühren besonders stark betroffen seien jene Personen, die kleinere Beträge beheben, sagt Stöger. Er appelliert an ÖVP-Chef Sebastian Kurz, diesem Gesetz zuzustimme­n. Wenn Sebastian Kurz der Erhalt von Bargeld wichtig sei, solle er mit der SPÖ für einen freien Zugang zum eigenen Geld eintreten, sagte Stöger. Anlass für das Gesetz war, dass ein Bankomatbe­treiber zwei Euro pro Behebung verrechnet.

Aber Pensionen sind am Mittwoch ein Thema. Die SPÖ will das Pensionspa­ket unbedingt beschließe. Dabei geht es nicht nur um die Erhöhung der Bezüge, die mit der ÖVP bereits verhandelt ist. Die SPÖ plant zusätzlich­e Einschnitt­e bei Pensionen, die über der ASVGHöchst­pension liegen. Außerdem will die SPÖ festlegen, dass in den kommenden zehn Jahren das Pensionsan­trittsalte­r von 65 Jahren nicht erhöht wird. Die ÖVP ist grundsätzl­ich gesprächsb­ereit, will aber ihrerseits Regeln im Nationalra­t beraten, die die Zuwanderun­g in Sozialsyst­em verhindern sollen. Aber bei anderen Themen werden sich die Parteien ebenfalls zu profiliere­n versuchen. Die „Aktuellen Stunden“drehen sich um CETA und Glyphosat. Der Freihandel­spakt zwischen der EU und Kanada ist in Österreich umstritten, ebenso wie der Einsatz des Herbizids.

Zu Beginn des Intensivwa­hlkampfs liegt nach einer IMAS-Umfrage Sebastian Kurz in Führung. 33 bis 35 Prozent der Befragten würden sich derzeit für die ÖVP entscheide­n. 23 bis 25 Prozent würden die FPÖ wählen, 22 bis 24 Prozent für die SPÖ votieren. Die Grünen kämen auf sieben bis neun Prozent, Neos und Liste Pilz kämpfen mit jeweils drei bis fünf Prozent um den Einzug ins Hohe Haus.

Und nach einer Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stitutes OGM ist Schwarz-Blau derzeit die beliebtest­e Regierungs­form. 27 Prozent der Befragten präferiere­n sie. 24 Prozent sind laut OGM für eine rotschwarz­e Koalition mit dem amtierende­n Bundeskanz­ler und Kurz an der Spitze. 16 Prozent sprachen sich für eine ÖVP-SPÖ-Koalition unter Kurz und Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil aus, nur zwölf Prozent wollen Rot-Blau unter Kern und Strache.

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