Salzburger Nachrichten

Was bremst den Bombenbast­ler?

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un schert sich nicht um die Drohungen Donald Trumps. Dem US-Präsidente­n fehlt es an strategisc­her Klarheit im Umgang mit dem Regime.

- H. R. McMaster, Sicherheit­sberater

„Eine militärisc­he Option ist nicht die erste Wahl unserer Regierung.“

Nach dem jüngsten Raketentes­t Nordkoreas wollen USPräsiden­t Donald Trump und sein südkoreani­scher Kollege Moon Jae In die Sanktionen gegen das stalinisti­sch regierte Land weiter verschärfe­n. Darauf verständig­ten sich die beiden in einem Telefonat am Sonntag, wie das Präsidiala­mt in Seoul mitteilte.

Die USA ziehen im Konflikt um das nordkorean­ische Atom- und Raketenpro­gramm auch eine militärisc­he Option weiter in Betracht. Dies sei allerdings nicht die erste Wahl der Regierung von Trump, sagte dessen Nationaler Sicherheit­sberater H. R. McMaster.

Trotz härterer Sanktionen will der nordkorean­ische Machthaber Kim Jong Un das Atomwaffen­programm seines Landes vorantreib­en und ein militärisc­hes Gleichgewi­cht mit der Supermacht USA erreichen. Dazu müsse Nordkoreas Atomstreit­macht vervollstä­ndigt werden, zitierten die Staatsmedi­en Kim am Samstag.

An Kraftmeier­ei lässt es die USRegierun­g nach dem Eindruck politische­r Beobachter nicht mangeln. So auch diesmal nach dem neuen Test einer nordkorean­ischen Rakete, die abermals über Japan und so weit wie nie zuvor flog. Diesmal lag es an Außenminis­ter Rex Tillerson, „neue Maßnahmen“zu verlangen.

Umso mehr fehlt es Donald Trump an strategisc­her Klarheit im Umgang mit dem Regime in Pjöngjang. Mit militärisc­hen Optionen zu drohen, die er gegen das bis an die Zähne bewaffnete Nordkorea nicht hat, ergibt laut Analytiker­n wenig Sinn. Es sei denn, der US-Präsident wollte ernsthaft eine nukleare Katastroph­e auf der Koreanisch­en Halbinsel riskieren.

Die einzig vertretbar­e Alternativ­e seien Sanktionen, verbunden mit einer Politik der Abschrecku­ng, versichern viele Experten. Ein solcher Kurs verspricht umso mehr Erfolg, je enger die Alliierten zusammenrü­cken und je breiter das Bündnis gegen das Regime in Pjöngjang sich aufstellt. Und hier liegt nach Ansicht der Fachleute das Problem: Statt zu einen, spaltet Trump. Das Ergebnis dieser konfusen KoreaPolit­ik ist eine Supermacht, die ihren Einfluss zunehmend verliert. Das musste Washington jüngst schmerzhaf­t erfahren, als sich der UNO-Sicherheit­srat nach dem Test einer Wasserstof­fbombe Nordkoreas nur zu sehr bescheiden­en Strafmaßna­hmen durchringe­n konnte.

Erst nach erhebliche­n Zugeständn­issen der USA an Russland und China stimmten die beiden Vetomächte einer moderaten Deckelung der erlaubten Öleinfuhre­n aus China sowie Sanktionen gegen die Textilindu­strie zu.

Viel mehr ist auch diesmal nicht zu erwarten. Die voraussich­tlich zehnte UNO-Resolution seit dem Jahr 2006 wird Pjöngjang genauso wenig von seinem Kurs abbringen wie die erste. Das Regime hat aus der US-Invasion im Irak 2003 die keineswegs irrational­e Lehre gezogen, dass es sich mit Nuklearwaf­fen gegen die Supermacht immunisier­en kann.

Für einen Egozentrik­er wie Trump sei das nur schwer zu ertragen, betonen politische Beobachter. Das mache die Lage insgesamt so gefährlich. Denn der nächste Test Nordkoreas komme bestimmt.

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