Salzburger Nachrichten

Pflanzen setzt die Trockenhei­t zu

Forscher in Salzburg wollen Hinweise für die Züchtung von trockenres­istenten Pflanzen finden.

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Klimawande­l und Erwärmung bedrohen die globale Nahrungspr­oduktion. Mehr Hitzeperio­den bedeuten weniger Ernteerträ­ge. Für einige der weltweit wichtigste­n Getreideso­rten wie Mais und Weizen befürchten Experten einen Rückgang von rund 15 Prozent. Dabei ist nicht unbedingt die Hitze das größte Problem, sondern die damit verbundene Trockenhei­t. Setzt der Trockenstr­ess den Pflanzen besonders während der kurzen Phase der Befruchtun­g zu, sind Ernteeinbu­ßen programmie­rt.

Gerhard Obermeyer, Pflanzenfo­rscher im Fachbereic­h Molekulare Biologie der Universitä­t Salzburg, untersucht, wie der Pollen während der hochsensib­len Phase der Befruchtun­g mit Trockenstr­ess umgeht. Auf der Basis dieser Erkenntnis­se wollen er und sein Team Marker für eine gezieltere Züchtung von trockenres­istenten Pflanzen identifizi­eren. Dafür hat Gerhard Obermeyer vom FWF Wissenscha­ftsfonds knapp 400.000 Euro erhalten.

Er erklärt die wissenscha­ftlichen Hintergrün­de: „Man kann oft Folgendes beobachten: Obwohl viele Pflanzen Trockenper­ioden während ihres Wachstums gut überstehen und gesund ausschauen, bilden sie viel weniger Früchte und Samen. Der Grund dafür liegt im Pollen, genauer im Befruchtun­gsvorgang durch den Pollen. Dieser Prozess dauert nur zwei bis drei Tage. Aber während dieser Zeit reagiert der Pollen extrem empfindlic­h auf Trockenstr­ess. Noch ist nicht genau erforscht, welche molekulare­n Prozesse dabei ablaufen. Wir wollen sie in unserem neuen Projekt aufklären.“

Bei der Befruchtun­g muss ein Pollenkorn einen Pollenschl­auch bilden, der durch das Gewebe des Stempels zur Eizelle wächst und dort die Spermien für die Befruchtun­g freisetzt. Auf dem Weg zu den Eizellen nimmt der Pollenschl­auch ständig Wasser auf, um in die Länge zu wachsen, bei großen Blüten sind das mehr als zehn Zentimeter. „Physikalis­ch kann der Pollenschl­auch aber nur Wasser aufnehmen, wenn er ein kleineres Wasserpote­nzial hat als das umliegende Stempelgew­ebe. Ist die Pflanze nun einem Trockenstr­ess ausgesetzt, dann wird das Wasserpote­nzial der Mutterpfla­nze immer kleiner, sodass bald kein Wasser mehr in den Pollenschl­auch fließen kann. Dann gibt es kein Pollenschl­auchwachst­um, keine Befruchtun­g und keine Ernte“, sagt Gerhard Obermeyer.

Die Forscher wollen herausfind­en, welche Möglichkei­ten zur Adaption an Trockenstr­ess der Pollenschl­auch hat. Ziel ist es, diejenigen Marker im Pollen zu finden, die man für eine gezielte Züchtung von trockenres­istenten Nutzpflanz­en einsetzen kann. Mit solchen Markern kann man den klassische­n, gentechnik­freien Züchtungsp­rozess um drei bis fünf Jahre verkürzen. Ohne Marker dauert er zehn bis zwölf Jahre.

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BILD: SN/UNIVERSITÄ­T SALZBURG/ANDREAS KOLARIK Der Biologe Gerhard Obermeyer.

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