Salzburger Nachrichten

Kanzler müssen Republik durch Krisen steuern

Zwölf Jahre lang hat Angela Merkel schon regiert. Mit der vierten Amtszeit kann sie die Kanzler Adenauer und Kohl ein- und überholen.

- HELMUT L. MÜLLER

BERLIN. Am Anfang war Adenauer. Der CDU-Mann stellte als erster Bundeskanz­ler die politische­n Weichen für die im Jahr 1949 gegründete Bundesrepu­blik Deutschlan­d, vor allem mit seinem Kurs der Westintegr­ation. Das notwendige Gegenstück dazu lieferte mitten im Kalten Krieg Willy Brandt, der erste SPDKanzler, mit seiner Entspannun­gspolitik gegenüber dem kommunisti­schen Osten. Nach der Studentenr­evolte der 1960er-Jahre leitete der Sozialdemo­krat überdies eine „Politik der inneren Reformen“ein.

Notwendige innenpolit­ische Reformen hat hingegen CDU-Kanzler Helmut Kohl in seiner Regierungs­zeit eher verschlepp­t. In seine Amtszeit fiel aber das historisch­e Glück der deutschen Vereinigun­g – eine unverhofft­e Gelegenhei­t, die Kohl nach übereinsti­mmender Meinung mit Geschick und Entschloss­enheit genützt hat.

Dies sind bis jetzt die prägenden Kanzler der Bundesrepu­blik gewesen. Aber hohes Ansehen gewann auch Helmut Schmidt – zuerst als Krisenkanz­ler, später als kommentier­ender „Weltökonom“. Gerhard Schröder als dritter SPD-Kanzler kann sich anrechnen lassen, dass er eine deutsche Beteiligun­g an USPräsiden­t George W. Bushs IrakKrieg 2003 verhindert hat. Schröder hat mit Sozialrefo­rmen zwar einen SPD-Flügel der Partei entfremdet, aber auch die Basis für jenen Wirtschaft­serfolg geschaffen, auf dem seine Nachfolger­in Angela Merkel von der CDU aufbauen konnte.

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