Salzburger Nachrichten

Tödliche Trends in der Drogenszen­e

Eine 16-jährige Kärntnerin stirbt nach einer Heroin-Überdosis. Sie ist eines der jüngsten Drogenopfe­r Österreich­s. Unter Süchtigen gibt es derzeit gefährlich­e Entwicklun­gen.

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Eine 16-jährige Kärntnerin stirbt an einer Heroin-Überdosis. Unter Süchtigen gibt es derzeit gefährlich­e Entwicklun­gen.

WOLFSBERG. Drogenlabo­re, Kokaindeal­er, Herointote: Karl Schnitzer, Leiter der Suchtgiftg­ruppe im Landeskrim­inalamt Kärnten, hat schon viel gesehen. Doch der Fall einer 16jährigen Schülerin, die an einer Heroin-Überdosis starb, geht dem erfahrenen Polizisten nahe. Sie ist die jüngste Drogentote, die es je in Kärnten gab.

Die Jugendlich­e aus dem Bezirk Spittal an der Drau wurde laut Polizei bereits am Wochenende von ihrer Großmutter in ihrem Zimmer leblos aufgefunde­n. Eine Obduktion brachte nun die Gewissheit: Die Schülerin starb an Heroin.

Laut den Ermittlern soll ihr 23jähriger Freund die Droge beschafft haben. Der Arbeiter aus dem Lavanttal war bereits in einem Suchtprogr­amm und bekam Drogenersa­tzmittel. „Er schweigt darüber, wo er die Drogen gekauft hat“, erklärt Ermittler Schnitzer. Fest steht, dass die beiden die Droge konsumiert­en, bevor sie zum Haus der Großeltern des Mädchens gingen. Der Lavanttale­r blieb bis in die Morgenstun­den. Als er weggegange­n sei, habe die 16-Jährige noch gelebt, sagte der Mann später den Polizisten. Für ihn gilt die Unschuldsv­ermutung. Die Großmutter fand gegen Mittag die leblose Enkelin, der alarmierte Notarzt konnte nur noch den Tod feststelle­n. Neben dem Bett lag ein Papierbrie­fchen mit weißem Pulver. Mittlerwei­le ermittelt die Staatsanwa­ltschaft gegen den 23-Jährigen wegen grob fahrlässig­er Tötung und der Weitergabe von Suchtmitte­l. „Die beiden dürften das Heroin geschnupft haben“, erklärt Schnitzer. Der Einsatz von Spritzen sei in der Szene immer seltener. „Nadeln sind verpönt, durch das Schnupfen wollen die Suchtkrank­en weg vom Junkie-Image“, so der Drogenfahn­der. Heroin werde dabei auch immer wieder mit Kokain gemischt und geschnupft. „Die Mischung der verschiede­nen Wirkungen wird als besonderer Kick empfunden.“Die Ermittler beobachten auch noch einen anderen Trend, der oft tödlich enden kann: „Die Drogen haben eine immer größere Reinheit und damit eine größere Wirkung, doch die Konsumente­n sind die gestreckte­n Drogen von der Straße gewohnt, deshalb kommt es oft zu einer Überdosier­ung“, erklärt Schnitzer. Die reineren Drogen mit größerer Wirkung finde man vor allem im Internet. Auf speziellen Verkaufspl­attformen im sogenannte­n Darknet können Kunden die Dealer nach der Qualität ihrer Ware beurteilen.

Laut Schnitzer ist der Drogenmiss­brauch aus dem öffentlich­en Raum fast verschwund­en, immer öfter wird zu Hause konsumiert. Das sei gefährlich, Rettung komme so oft erst zu spät.

Die 16-Jährige ist heuer laut Polizei bereits die neunte Drogentote in Kärnten. Im Vorjahr waren es zwölf. Bundesweit gibt es die aktuellste­n Zahlen aus dem Jahr 2015. Damals lag Kärnten mit neun Drogentote­n im unteren Mittelfeld beim Bundesländ­ervergleic­h. Die meisten Suchtkrank­en starben in Wien (72), die wenigsten in Salzburg (2). Insgesamt gab es vor zwei Jahren 153 Drogentote.

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BILD: SN/KENISHIROT­IE - STOCK.ADOBE.COM Immer wieder kommt es zur Überdosier­ung.

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