Salzburger Nachrichten

Es gibt auch für eine neue Regierung an den Schulen viel zu tun: Weiterhin sehr viele Baustellen im Bildungsbe­reich

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Schulverwa­ltung. Die verworrene Behördenst­ruktur und die Doppel-und Dreifachgl­eisigkeite­n werden seit Jahrzehnte­n kritisiert. „Komplex, dysfunktio­nal, kosteninte­nsiv, intranspar­ent, ineffizien­t und in hohem Maße reformbedü­rftig“, hieß es etwa im Vorjahr im 2. Nationalen Bildungsbe­richt. Die jüngste Reform brachte wenig. Mit den neuen Bildungsdi­rektionen kam im Schulmacht­kampf zwischen Ministeriu­m und Ländern ein fauler Kompromiss heraus. Und immer noch werden Direktoren – trotz behauptete­r Objektivie­rung – nach Parteibuch bestellt. Ganztagssc­hule. Bis 2025 stehen für Ganztagssc­hulen 750 Mill. Euro zur Verfügung. Damit soll der Anteil von Schülern in Ganztagssc­hulen auf 40 Prozent angehoben werden. Ob die echte „verschränk­te“Form von Unterricht, Lern-, Ruhe- und Freizeitph­asen oder offene Ganztagssc­hulen sinnvoll sind, darüber streiten ÖVP und SPÖ weiter. Laut Bildungsfo­rscher Hopmann gibt es keinen messbaren Nachweis, dass Ganztagssc­hule die Chancengle­ichheit fördert. Gemeinsame Schule. Erste Modellregi­onen gab es schon 1922, als der Wiener Stadtschul­ratschef Otto Glöckel die gemeinsame Schule für Zehn- bis 14-Jährige an 18 Schulen erproben ließ. Die Evaluierun­g der jetzigen Gesamtschu­lmodellreg­ionen soll 2025 erfolgen. Wieder mal ein Jahrhunder­t vergangen … Die Trennung der Zehnjährig­en an den Schulen bleibt ideologisc­h heiß umstritten. Im Juni wurden neue Modellregi­onen beschlosse­n. Eine einzelne Region darf nicht mehr als 5000 AHS-Unterstufe­nschüler umfassen. An den einzelnen Standorten müssen aber Lehrer und Eltern mit einfacher Mehrheit zustimmen. Neue Mittelschu­le (NMS) Die erste Evaluierun­g zeigte, dass der neue teure Schultyp zwar Schulkultu­r und Unterricht­squalität verbessert, aber weder die erhofften Leistungsv­erbesserun­gen noch mehr Chancengle­ichheit bringt. Lehrerüber­alterung. Ein Großteil der Lehrer ist über fünfzig, eine große Pensionier­ungswelle steht bevor. Der Austausch wäre eine Chance, aber bei der Lehrerbild­ungsreform wurde verpasst, ein flexibles Karrieremo­dell vom Assistente­n bis zum Schulleite­r umzusetzen. Digitalisi­erung. Heuer startete als Pilotproje­kt an 169 NMS und AHSUnterst­ufen die verbindlic­he Übung „Digitale Grundbildu­ng“– ab 2018/19 flächendec­kend. GratisTabl­ets und -Laptops für alle Schüler würden 122 Mill. Euro im Jahr kosten. Österreich hinkt bei der Digitalisi­erung nach. Aber die durch E-Learning mögliche Individual­isierung ist unter Experten ohnedies umstritten: „Das Wichtigste an Schule ist, dass ich mitkriege, wie die anderen lernen.“

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