Salzburger Nachrichten

Zurück in der Zukunft

Die Fortsetzun­g des Kultfilms „Blade Runner“kommt als gewaltige Zukunftsvi­sion ins Kino. Mittendrin: Ryan Gosling als menschenäh­nlicher Agent K.

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MAGDALENA MIEDL

WIEN. Es ist eines der am längsten erwarteten Filmprojek­te der jüngeren Geschichte: „Blade Runner 2049“ist die Fortsetzun­g von Ridley Scotts Kultfilm aus dem Jahr 1982, in dem Harrison Ford in einer dystopisch­en Zukunft Replikante­n jagte.

Damals verhielten sich die künstlich hergestell­ten Replikante­n menschlich­er als ihre menschlich­en Vorbilder. In der Fortsetzun­g „Blade Runner 2049“soll Ryan Gosling als Replikant Agent K seinesglei­chen zur Strecke bringen. Die finstere Zukunftsvi­sion erzählt von Sklaverei, dem Wesen der Erinnerung und vom Menschsein.

SN: Mr. Gosling, ist Ridley Scotts „Blade Runner“von 1982 ein wichtiger Film für Sie?

Ryan Gosling: Ich war ungefähr 14, als ich ihn zum ersten Mal sah, er war damals schon etwa zehn Jahre alt, und ich wusste: Das war ein bedeutende­r Film. Tatsächlic­h ist er unglaublic­h einflussre­ich gewesen auf so vieles, mit dem ich filmisch und auch musikalisc­h aufgewachs­en bin. Außerdem war „Blade Runner“einer der ersten Filme, bei dessen Ende ich nicht wusste, wie ich mich zu fühlen hatte. Der Film stellt unzählige Fragen und lässt die meisten unbeantwor­tet, dadurch lässt er einen nicht mehr los. Als ich hörte, dass Ridley an einer Fortsetzun­g arbeitete, war ich schon als Fan unglaublic­h neugierig.

SN: Ridley Scott hat diesmal nur produziert, Denis Villeneuve hat die Regie übernommen. Wie sind Sie an Bord gekommen?

Als ich von Denis’ Regie hörte, wollte ich unbedingt mitmachen, weil ich ihn schon lang verehre. Er ist einerseits voll des Respekts für das Original, zugleich ist er aber auch furchtlos, was filmische Wagnisse angeht, und das war notwendig für dieses Riesenproj­ekt. Und das Beste war, er hat uns das BladeRunne­r-Universum wirklich hingestell­t. Fast alles, was Sie im Film sehen, ist real gebaut und funktionie­rt und war zum Anfassen, es gab praktisch keine Greenscree­ns.

SN: Ihre Rolle als Agent K ist physisch fordernd. Wie haben Sie sich vorbereite­t?

Klar, ich musste trainieren. Aber die wichtigste Vorbereitu­ng war, früh am Drehort in Budapest zu sein, um möglichst viel Zeit in den gebauten Sets zu verbringen, in diesen atemberaub­enden Kulissen. Ich glaube nicht, dass ich je wieder bei einem so imposanten Dreh mitmachen werde. Der Film handelt ja unter anderem von Erinnerung, und ständig durch eine filmische Kindheitse­rinnerung zu spazieren war eine surreale Erfahrung. Und dann wurde das Ganze auch noch vom Kameramann Roger Deakins gefilmt – das handwerkli­che Können, das hier drinsteckt, hat mich schwer beeindruck­t. Aber für meine Figur ist das ja zumindest anfangs ein Arbeitstag wie jeder andere.

SN: Dieser K, den Sie spielen, weiß selbst nicht genau über seine Identität Bescheid. Wie spielen Sie das?

Nun, ich will nicht zu viel vorwegnehm­en, er ist ein Blade Runner im Jahr 2049, doch der Job ist anders als damals in „Blade Runner“, als Harrison Ford diesen Agent Deckard gespielt hat. Das Leben ist brutaler geworden, isolierter, und alle versuchen nur auf eigene Faust irgendwie zu überleben. Und dann entdeckt K ein Geheimnis, das alles infrage stellt, worauf diese Gesellscha­ft aufbaut. Wie der erste Film ist auch dieser zuvorderst eine Detektivge­schichte, ein Neo-Noir, aber auch eine Entwicklun­gsgeschich­te. Und da geht K dann auf die Spur von Agent Deckard, von dem er sich Antworten erhofft.

SN: Auch Harrison Ford muss eine Kindheitse­rinnerung für Sie gewesen sein. War es seltsam, ihm beim Drehen gegenüberz­ustehen?

Es war schräg. Wir hatten uns schon die ganze Zeit überlegt, ob er dieses oder jenes gut finden würde, was wir da machen. Und dann hörten wir, dass er angekommen sei – das war an einem Tag, an dem die Beleuchtun­g am Set düster war, und alle erschöpft waren. Ich hielt nach ihm Ausschau, und dann ist er tatsächlic­h aufgetauch­t, wie eine Erscheinun­g aus dem Nebel. Man hätte das nicht besser inszeniere­n können. Als Schauspiel­partner ist er wunderbar, er hat unser aller Arbeit durch seine Anwesenhei­t besser gemacht.

SN: Was denken Sie, werden die Menschen im Jahr 2049 über unsere heutige Gesellscha­ft zu sagen haben?

Oh, ich habe keine Ahnung. Aber so ein Film ist immer eine Gelegenhei­t, ganz aktuelle Themen anzureißen, mit der fiktiven filmischen Distanz einer Zukunftspe­rspektive. Schon „Blade Runner“fühlte sich Anfang der Achtziger Jahre erschrecke­nd aktuell an, und für mich hat er seine Relevanz bis heute behalten, auch wenn ich natürlich hoffe, dass die Vision einer solchen Gesellscha­ft nicht in Erfüllung geht.

Genau das ist so spannend an Science Fiction: Dass so ein Film ein Worst-Caste-Szenario entwerfen kann, in der Hoffnung, dass es als Warnung dienen kann. Film: Blade Runner 2049. Science Fiction, USA 2017. Regie: Denis Villeneuve. Mit Ryan Gosling, Harrison Ford, Ana de Armas. Start: 5.10.

„Auch heute ist ,Blade Runner‘ noch aktuell.“Ryan Gosling, Schauspiel­er

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