Salzburger Nachrichten

Nachts um vier wird abgebucht

Bei jedem Einsteigen in ein weiteres Verkehrsmi­ttel ein weiteres Ticket lösen? Nein, bei Fairtiq in der Schweiz muss man nur kurz das Smartphone bedienen. Alles Weitere funktionie­rt automatisc­h.

- Job

Der Fahrgast steigt in den Bus, die Straßenbah­n oder die Bahn, tippt einmal in der entspreche­nden App auf sein Smartphone und schon geht es los. Steigt er in der weiteren Folge seiner Fahrt von der Bahn in den Bus oder von dort in die Straßenbah­n um, ist weder ein weiteres Ticket noch eine weitere Eingabe auf dem Smartphone nötig. Ab jetzt macht Fairtiq alles von selbst.

So schaut die künftige ideale Abrechnung einer Fahrt mit beliebigen Beförderun­gsmitteln im öffentlich­en Verkehr aus, die Gian-Mattia Schucan mit seiner FAIRTIQ AG anstrebt. Vorerst muss der Kunde noch sowohl beim ersten Einsteigen in ein öffentlich­es Verkehrsmi­ttel als auch beim Ende der gesamten Fahrt sein Smartphone betätigen. Er kann sich aber schon jetzt darauf verlassen, dass er die gesamte Strecke nicht nur mit einem gültigen Ticket unterwegs ist, sondern auch mit dem besten Tarif. „Wir schaffen das weitestgeh­end, haben aber noch keine Garantie in unsere allgemeine­n Geschäftsb­edingungen hineingesc­hrieben, weil wir nur jene Tickets vertreiben dürfen, die von den Anbietern dafür freigegebe­n sind.“

Die sogenannte Bestpreis-Automatik verrechnet dem Fahrgast immer die günstigst mögliche Ticket-Kombinatio­n. Vergisst der Kunde am Ende seiner Reise die Abmeldung, wird er von der App automatisc­h daran erinnert. „Dank der Check-out-Erinnerung kommt es nur noch bei ungefähr einer von 700 Fahrten zu einem vergessene­n Check-out. Dies macht das Reisen für den Kunden bequem und senkt die Kosten für den Kundendien­st.“

Der Tarif von klassische­n Mehrfahrte­ntickets ist meist nicht dabei. „Aber wir haben einen Fairtiq-Bonus, eine moderne Version der Streifenka­rte“, sagt Schucan. „Wenn ein Kunde an mindestens fünf Tagen mit Fairtiq gefahren ist, bekommt er für den Folgemonat fünf Prozent seines Monatsumsa­tzes in Form eines Gutscheins.“

Zwei Drittel der Schweiz sind nach Auskunft des Betreibers derzeit durch Fairtiq abgedeckt. Inkludiert sind dabei alle Angebote, die Benutzer des öffentlich­en Verkehrs in der Schweiz auch im Verbund haben. Ausgenomme­n sind touristisc­he Angebote wie Schiffe oder Bergbahnen. Auch die Weiterfahr­t von Verbund zu Verbund ist vorerst noch nicht möglich. Bis Anfang 2018 sollen aber Fahrten in der möglich werden.

Für die Verkehrsun­ternehmen sieht Schucan vor allem den Vorteil, dass die Schwelle für die Nutzung des öffentlich­en Verkehrs niedriger werde – und damit neue Kunden angesproch­en würden. Außerdem seien Monats- und Jahreskart­en nicht tangiert. „Die bleiben sowohl für die Nutzer attraktiv wie auch für die Anbieter.“Bei klassische­n Prepaid-Tickets auf dem Handy seien die Schweizer Bundesbahn­en weitaus dominieren­d.

Ein Traum des Fairtiq-Gründers ist z. B. ein Monatstick­et mit Preisdecke­lung. gesamten Schweiz Das würde so funktionie­ren, dass ich für 50 Franken im Monat auch dann noch fahren kann, wenn ich diesen Betrag eigentlich schon verbraucht habe. Die Nutzung des öffentlich­en Verkehrs wäre also mit 50 Franken gedeckelt, egal wie viel ich fahre.

Bin ich aber umgekehrt in einem Monat weniger unterwegs, so würde nur der Betrag für diese wenigen Fahrten verrechnet – und nicht wie derzeit bei einem Monatstick­et üblich der gesamte Preis des Tickets, auch wenn es in einem Monat kaum genutzt wurde.

„Schwelle wird niedriger.“

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BILD: SN/FAIRTIQ Einmal antippen und keine Gedanken mehr an Fahrkarten verlieren.
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Gian-Mattia Schucan, FAIRTIQ-Geschäftsf­ührer
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