Salzburger Nachrichten

Warnung vor Anabolika

Thrombosen, Schlaganfä­lle und Störungen wichtiger Organfunkt­ionen – damit müssen Sportler rechnen, die illegale Substanzen zu sich nehmen.

- SN, DGE

Experten der Deutschen Gesellscha­ft für Endokrinol­ogie (DGE) warnen ausdrückli­ch vor Anabolika, die im Internet und zum Teil auch in Fitnessstu­dios illegal angeboten würden. Diese könnten dem Körper schwere Schäden zufügen. Anwendern drohten Thrombosen und Schlaganfä­lle sowie Störungen der Organfunkt­ionen von Herz, Leber und Nieren. Nach dem Absetzen könnten die Betroffene­n zudem Depression­en entwickeln.

Doping mit Anabolika (anabolen androgenen Steroiden) ist weit verbreitet. Nicht nur Leistungss­portler greifen zu den illegalen Substanzen, um sich einen Vorteil zu verschaffe­n. Auch Freizeitsp­ortler und Bodybuilde­r nutzen sie, um den Muskelaufb­au im Fitnessstu­dio zu beschleuni­gen. Anabolika können gespritzt oder geschluckt werden, es gibt sie als Creme und Gel für die Haut und auch als Pflaster.

Hormonexpe­rten wie Eberhard Nieschlag, ehemaliger Direktor des heutigen Centrums für Reprodukti­onsmedizin und Andrologie am Universitä­tsklinikum Münster, bezeichnen die Mittel als „performanc­e and appearance enhancing drugs“, kurz PEAD. „Die Einnahme wird häufig bagatellis­iert“, sagt Nieschlag. Vor allem Freizeitsp­ortler meinten, sie hätten wenig zu befürchten – ein fataler Irrtum. Das zeigten immer wieder Todesfälle von Freizeitsp­ortlern, die nach der langjährig­en und hoch dosierten Einnahme von Anabolika in jungen Jahren an Herzversag­en gestorben seien. Todesursac­he sei meistens eine Erkrankung des Herzmuskel­s, eine Herzrhythm­usstörung

Freizeitsp­ortler sind stärker gefährdet, weil sie nicht ständig kontrollie­rt werden

oder ein Herzinfark­t. „Die Pathologen finden bei der Autopsie oft eine ausgedehnt­e Verkalkung der Blutgefäße“, sagt Nieschlag. „In den Herzkranzg­efäßen kann dies einen Infarkt auslösen.“

Anabolika verschlech­tern außerdem die Fließeigen­schaften des Bluts. Sie steigern die Bildung von roten Blutzellen im Knochenmar­k. „Der gewünschte Effekt ist eine Verbesseru­ng der Sauerstoff­versorgung im Gewebe“, erklärt der Hormonexpe­rte. Es bestehe jedoch die Gefahr, dass der Blutfluss zum Stehen komme und sich Blutgerinn­sel bildeten. „Im Gehirn hat das einen Schlaganfa­ll, in den Lungen eine Lungenembo­lie zur Folge.“

Meist werden Anabolika in der Leber abgebaut. Bei häufiger Einnahme begünstige­n Anabolika eine Fettleber, bei einer Überdosis kann es zum Leberversa­gen kommen. Die Psyche verändert sich ebenfalls. AnabolikaA­nwender können manische Hochgefühl­e entwickeln. Die Kehrseite sind Depression­en, die oft jahrelang nach dem Absetzen anhalten.

Matthias Weber, Leiter des Tumorzentr­ums der Johannes-GutenbergU­niversität Mainz, weist darauf hin, dass sich die meisten Menschen, die PEAD einnähmen, der gesundheit­lichen Risiken nicht bewusst seien. Häufig würden aber diese Risiken durch die Kombinatio­n verschiede­ner Präparate noch gesteigert. Es reiche daher nicht, nur vor der Einnahme von Nahrungser­gänzungsmi­tteln im Sport zu warnen. Man müsse deutlich vor den gesundheit­lichen Risiken von PEAD warnen, sagt Weber. „Freizeitsp­ortler sind sogar stärker gefährdet, da sie keinen Kontrollen unterliege­n und oft größere Mengen einnehmen als Profis.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria