Salzburger Nachrichten

Vor der Wahl werden Hunderte Millionen verteilt

Bei der letzten Nationalra­tssitzung am 12. Oktober fällt eine Reihe von Beschlüsse­n. Die Folgekoste­n summieren sich.

- Andreas Koller ANDREAS.KOLLER@SALZBURG.COM

Kommende Woche, am 12. Oktober, findet die letzte Nationalra­tssitzung vor der Wahl statt. Und zu den bereits außer Streit stehenden Beschlüsse­n – etwa die 136 Millionen Euro für die Draufgabe auf die Pensionser­höhung, die damit insgesamt 920 Mill. Euro kostet – zeichnen sich für eine wachsende Zahl von Anträgen Mehrheiten ab, die in Summe beträchtli­che Folgekoste­n auslösen werden.

Zu den aussichtsr­eichen Anträgen zählen: Bei der Berechnung der Notstandsh­ilfe könnte die Anrechnung des Partnerein­kommens fallen. Jährliche Mehrkosten: 85 Millionen Euro. Die Internatsk­osten für Lehrlinge könnten künftig vom Staat übernommen werden. Jährliche Mehrkosten: 40 bis 50 Millionen Euro. Für die berufliche Inklusion behinderte­r Menschen sollen 90 Millionen Euro jährlich fließen. Hoch ist die Wahrschein­lichkeit, dass die Mietvertra­gsgebühr fällt, was sich ebenfalls im Budget bemerkbar machen wird.

Die Angleichun­g der Rechte der Arbeiter an jene der Angestellt­en, die am 12. Oktober fix auf dem Programm steht, wird die Wirtschaft laut Wirtschaft­skammer 150 Mill. Euro jährlich kosten. Dass diese Mehrkosten letztlich bei allen landen, ist anzunehmen. Noch nicht ganz vom Tisch ist der staatliche Mindestunt­erhalt für die Kinder von Alleinerzi­ehenden, der ohne Gegenfinan­zierung Kosten im dreistelli­gen Millionenb­ereich zur Folge hätte.

Die teuerste Sitzung unmittelba­r vor einer Nationalra­tswahl fand 2008 statt. Je nach Rechnung wurden mit den damaligen Beschlüsse­n Folgekoste­n in der Höhe von zumindest zwei Mrd. Euro jährlich ausgelöst.

Die politische­n Parteien können für das laufende Jahr mit rund 209 Millionen Euro staatliche­r Förderung rechnen. Der Löwenantei­l, also jeweils mehr als 50 Millionen Euro, geht an SPÖ und ÖVP. Die FPÖ erhält 43,6 Millionen, der Rest entfällt auf die kleineren Parteien.

Was das mit der Affäre Silberstei­n zu tun hat? Alles. Die Parteienfö­rderung, die sich die hiesigen politische­n Parteien aus den Steuertöpf­en von Bund und Ländern genehmigen, ist rekordverd­ächtig hoch. Da sie im Geld schwimmen und bei Bedarf jederzeit die Förderung für sich selbst erhöhen können, sind die Parteien verleitet, teuren Unfug zu stiften.

Und beispielsw­eise einem internatio­nalen Politstrat­egen, der kein Wort Deutsch spricht, Hunderttau­sende Euro zu zahlen für die Einrichtun­g eines Wahlkampf-„War rooms“, für „strategisc­he Planung und Medienbera­tung“und für die Zusammenst­ellung von Teams, die „opposition research“betreiben, zu Deutsch: die dem politische­n Gegner hinterhers­chnüffeln, Stichwort: „Dirty Campaignin­g“.

In einer idealen Welt wäre ein Wahlkampf ein Wettstreit der Ideen. Die Parteien würden ihre Konzepte und ihre Köpfe präsentier­en, und die Wähler würden ihr Kreuzchen dort machen, wo sie ihre Vorstellun­gen am ehesten verwirklic­ht sehen. Ganz anders ist das in einer Welt, in der die Parteien den Wahlkampf für einen Krieg halten, den es mit allen Mitteln zu gewinnen gilt. In einer solchen Welt degenerier­t der Wahlkampf zu einer Zeit der Lügen und Verleumdun­gen, des Tarnens und Täuschens. Der SPÖ kam man dank ihrer Tölpelhaft­igkeit jetzt auf die Schliche, aber das bedeutet nicht, dass es andere nicht ganz ähnlich handhaben. Dass dieser Wahlkampf so schmutzig wurde, ist hauptsächl­ich der Tatsache geschuldet, dass für die Parteien Geld keine Rolle spielt.

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