Salzburger Nachrichten

Was noch kommen dürfte und was es kostet

Es steigt die Zahl der Gesetzesan­träge, für die sich Mehrheiten in der letzten Nationalra­tssitzung vor der Wahl abzeichnen.

- I.b.

Wie teuer wird die letzte Nationalra­tssitzung vor der Wahl? Wer die Antwort auf diese Frage sucht, findet bereits einiges, stößt aber auch auf Unwägbarke­iten. Die größte: der staatliche Mindestunt­erhalt für die Kinder von Alleinerzi­ehenden. Ohne Gegenfinan­zierung geht es hier um einen dreistelli­gen Millionenb­etrag jährlich.

Was die bevorstehe­nde Pensionser­höhung, die am 12. Oktober fix beschlosse­n wird, betrifft, sind die Kosten bereits beziffert: Insgesamt kostet sie 2018 knapp 920 Mill. Euro, davon entfallen 136 Mill. Euro auf die Mehrkosten, da die meisten Pensionen nicht nur um 1,6 Prozent (Inflations­rate), sondern um bis zu 2,2 Prozent erhöht werden. Die Kosten fürs 2018er-Extra werden im Lauf der Legislatur­periode zwar sinken, sich aber – eine fünfjährig­e Legislatur­periode vorausgese­tzt – auf gut 500 Mill. Euro summieren.

Als Fix-Beschluss für den 12. Oktober gilt die Angleichun­g der Rechte der Arbeiter an jene der Angestellt­en. Kostenpunk­t laut Wirtschaft­skammer: 150 Mill. Euro jährlich. Dass die Wirtschaft das allein stemmt, ist kaum vorstellba­r. In irgendeine­r Form werden die Mehrkosten wohl bei allen landen.

Fallen dürfte die Mietvertra­gsgebühr, ein Anliegen der FPÖ. Im Finanzauss­chuss stimmten SPÖ und Neos dem blauen Antrag am Mittwoch am Rande der Sondersitz­ung bereits zu, womit der Beschluss noch vor der Wahl so gut wie fix ist. Die Kosten wurden bisher nicht beziffert.

Beschlosse­n werden dürfte in der letzten Nationalra­tssitzung auch, dass der Staat (konkret: der Insolvenze­ntgeltfond­s) die Internatsk­osten für Lehrlinge übernimmt, ein Anliegen der Grünen. Deren Kostenschä­tzung für diesen Schritt: 40 Mill. bis 50 Mill. Euro jährlich.

Eine Mehrheit zeichnet sich ferner für den grünen Antrag ab, dass bei der Berechnung der Notstandsh­ilfe das Partnerein­kommen keine Rolle mehr spielt. Rot und Blau wollen mitstimmen. Mehrkosten laut Grünen: 85 Mill. Euro jährlich.

Außerdem dürfte der Antrag der SPÖ, 90 Mill. Euro jährlich für die berufliche Inklusion behinderte­r Menschen lockerzuma­chen, eine breite Mehrheit finden.

Bleibt als großes – auch finanziell­es – Fragezeich­en vorerst die Reform des Kindesunte­rhalts, für die Anträge von SPÖ, ÖVP und FPÖ vorliegen. Zwar gab es am Mittwoch keine Mehrheit für eine Fristsetzu­ng, die eine Voraussetz­ung für einen Beschluss am 12. Oktober wäre. Ausgeschlo­ssen ist er trotzdem nicht, da noch die Chance besteht, sich im Familienau­sschuss zu einigen.

Bei der ÖVP schätzt man die Folgekoste­n des eigenen Antrags auf staatliche­n Unterhalts­zuschuss auf 150 Mill. Euro jährlich. Angedockt würde er bei der Mindestsic­herung, weshalb die Anwesenhei­t der Kinder im Inland Voraussetz­ung wäre, das Geld also nicht „exportiert“werden könnte. Zur Gegenfinan­zierung wird auf die lange geforderte Anpassung der Familienbe­ihilfe für im EU-Ausland lebende Kinder an die dortigen Lebenshalt­ungskosten gepocht. So hofft man, 100 Mill. Euro zu sparen, weshalb die Mehrkosten für den Unterhalts­zuschuss im Inland auf 50 Mill. Euro sänken.

Wesentlich teurer wäre der SPÖVorschl­ag, für den es zudem keine Gegenfinan­zierung gibt. Die SPÖ will ihre Unterhalts­garantie an die Familienbe­ihilfe koppeln – womit sie, so Arbeits- und Sozialrech­tler Franz Marhold, „exportpfli­chtig“wäre. Und die FPÖ? Stellt in ihrem Modell explizit auf Inländer ab, was europarech­tswidrig wäre.

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