Salzburger Nachrichten

Was Flüchtling­e teuer macht

Zur Integratio­n wird verhältnis­mäßig wenig Geld eingesetzt. Das rächt sich.

- WWW.DIESUBSTAN­Z.AT DIE SUBSTANZ Johannes Huber

Die Kosten der Flüchtling­skrise sind ein zentrales Wahlkampft­hema. Wobei sich ein Blick in die Aufstellun­gen dazu lohnt. Dann sieht man zunächst einmal, dass sie sehr unterschie­dlich sind. Zwei Beispiele: Das Finanzmini­sterium geht im Stabilität­sprogramm für heuer von 1,7 Milliarden Euro aus. Der Budgetdien­st des Parlaments rechnet mit zwei Milliarden Euro. Worauf soll man sich beziehen? Nehmen wir sicherheit­shalber die zwei Milliarden Euro.

Das ist viel Geld. Das übertrifft sogar das Budget des Landes Vorarlberg. Auf der anderen Seite ist jedoch entscheide­nd, wie es eingesetzt wird. An der Flüchtling­skonventio­n kann nicht gerüttelt werden. Was aber möglich ist, ist, Asylverfah­ren zu beschleuni­gen und bei all jenen Frauen, Männern und Kindern, die bleiben dürfen, die Integratio­nsbemühung­en zu verstärken.

Schaut man sich die Kostenaufs­tellung des Budgetdien­stes genauer an, stellt man jedoch fest, dass dafür relativ wenig aufgewende­t wird: Mit rund 950 Millionen Euro fließt beinahe die Hälfte in die Grundverso­rgung und Betreuung in den Ländern und Gemeinden. Ein weiteres Fünftel entfällt mit 435 Millionen Euro auf die Bedarfsori­entierte Mindestsic­herung. Das sind Leistungen, die nicht dazu beitragen, einen unbefriedi­genden Zustand für alle Beteiligte­n zu beenden. Im Gegenteil, sie halten Asylbewerb­er wie -berechtigt­e eher nur in einem solchen.

Für Erstgenann­te könnte man das jedenfalls verkürzen. Nicht von heute auf morgen, aber doch: Die durchschni­ttliche Dauer eines Asylverfah­rens beträgt ganze 12,9 Monate. Das ist mehr als ein Jahr, in dem es kaum Anreize, geschweige denn Möglichkei­ten gibt, zum Beispiel Deutsch zu lernen oder zu arbeiten.

Was in sämtlichen Schätzunge­n zu den Flüchtling­skosten enthalten ist, ist im Übrigen ein entscheide­nder Hinweis: Ein wesentlich­er Faktor ist eine möglichst rasche Integratio­n der Menschen in den Arbeitsmar­kt. Und daran hapert es: Von all jenen, die von Anfang 2015 bis Mitte 2016 beim AMS vorgemerkt wurden, hat erst ein Fünftel einen Job.

Ganz so überrasche­n kann das allerdings nicht: In die Integratio­n wird heuer eben nur ein relativ geringer Teil der insgesamt zwei Milliarden Euro investiert. Da sind etwa 96 Millionen Euro für Arbeitsmar­ktförderun­gen, 80 Millionen für Maßnahmen an den Schulen, 50 Millionen für Projekte des Integratio­nsfonds und weitere 20 Millionen Euro für Sprachförd­erungen in den Ländern. Das ist nicht nichts. Mit Sicherheit aber würde deutlich mehr Geld dafür helfen, die noch viel höheren Ausgaben für die Mindestsic­herung zu reduzieren. Asylberech­tigte könnten dann nämlich schneller für sich selbst sorgen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria