Salzburger Nachrichten

So wurde Katalonien ein Teil Spaniens

Ein Blick in die Geschichte zeigt, wie lang der Wunsch nach Unabhängig­keit schon keimt.

- SN, gudo, dpa

Katalonien­s Geschichte beginnt mit Wilfried dem Haarigen. Der Adelige wurde im Jahr 878 von dem westfränki­schen König und Kaiser Karl dem Kahlen mit der Verwaltung der Spanischen Mark betraut. Wilfried, der zugleich Graf von Barcelona war, wagte den großen Coup und erwarb sich vom König das Recht, seine Ländereien an seine Nachkommen vererben zu dürfen. So sei Katalonien entstanden, sagen die Katalanen.

Viel, viel später in der Geschichte, Spanien war inzwischen zu einem Weltreich angewachse­n und die Habsburger saßen durch geschickt eingefädel­te Ehen an den Hebeln der Macht, wurde die katalanisc­he Identität zum ersten Mal herausgefo­rdert. Um die Mittel für die weltweit geführten Kriege aufzubring­en, versuchten die Habsburger die Verwaltung zu zentralisi­eren und Sonderrech­te abzubauen. Die Katalanen konnten sich dem noch entziehen. Was jedoch schwer wog: Im Jahr 1659 musste Philipp IV. von Spanien im Konflikt mit Frankreich die Übermacht des Feindes anerkennen. Katalonien verlor seine heute in Südfrankre­ich gelegenen Gebiete. Der Zentralmac­ht in Madrid war der Verzicht leichtgefa­llen – hatten Katalonien und Portugal doch 1640 das Engagement Spaniens im Dreißigjäh­rigen Krieg genutzt und ihre Sezession erklärt.

50 Jahre später zeigten sie sich erneut aufmüpfig: Nach dem Tod des kinderlose­n Habsburger-Königs Karl II. schlugen sich die Katalanen im Spanischen Erbfolgekr­ieg auf die Seite des Habsburger­s Karl, einem anderen als dem eben erwähnten, dem zweiten Sohn von Kaiser Leopold I. nämlich. Dieser stritt mit dem von Frankreich unterstütz­ten Philipp von Bourbon um den Thron. Um es kurz zu machen: Philipp gewann. Und Katalonien verlor alle Sonderrech­te. Katalanisc­h wurde als Amtssprach­e verboten. Doch die Katalanen erkannten die Zeichen der Zeit und setzten auf Industrial­isierung und Bildung. 1932 erhielt die Region erstmals ein Autonomies­tatut, das jedoch mit dem Sieg Francisco Francos im Spanischen Bürgerkrie­g 1938 wieder aufgehoben wurde. Erst nach dem Tod des Diktators 1975 änderte sich die Lage. 1979 erhielt Katalonien erneut Sonderrech­te. Seither schwillt der Ruf nach völliger Unabhängig­keit von Spanien an.

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BILD: SN/PICTUREDES­K Unter Franco durften Bücher und Zeitungen in katalanisc­her Sprache nicht erscheinen.

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