Trumps Außenminister Rex Tillerson gilt als angezählt
Tillerson dementiert Berichte über Rücktritt und „Trottel“-Sager. Beobachter in Washington rechnen aber mit „Rexit“.
WASHINGTON. Die TV-Komödianten überschlugen sich mit Nummern über den Auftritt des US-Außenministers. „Warte Rex“, wandte sich Stephen Colbert an Tillerson, der bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz seine Loyalität zu Donald Trump beschworen hatte. „Niemand nennt unseren Präsidenten einen Volltrottel – außer mir. Und andere Weltführer. Und, ultimativ, die Geschichte“, hatte Colbert die Lacher auf seiner Seite.
Der Außenminister fand es gar nicht lustig, dass gleich mehrere Personen die Medien über eine kontroverse Sitzung am 20. Juli im Pentagon informierten, nach der er den Präsidenten „Volltrottel“genannt haben soll. Dem Vernehmen nach hatte Trump zuvor über die Expertise der Fachleute die Nase gerümpft, die zu einer Aufstockung der Truppen am Hindukusch rieten.
Als Tillerson nun die Presse zusammentrommelte, spekulierten die ersten bereits über seinen Rücktritt. Aber im Gegenteil: Tillerson versicherte, niemals darüber nachgedacht zu haben, er pries Trump und dessen America-First-Politik und betonte, wie klug Trump sei.
Die US-Kommentatoren werteten den Auftritt als indirektes Eingeständnis des Exklusiv-Berichts. Die „Washington Post“sieht durch 19 Insider-Quellen bestätigt, dass der Bruch zwischen dem Präsidenten und seinem Außenminister keine Fake News sind, sondern höchst real. „Er befindet sich in einer Art Todesspirale“, zitiert das Blatt einen hohen Mitarbeiter der Regierung. Mit einem „Rexit“werde nun spätestens bis Anfang 2018 gerechnet.
Die Spannungen bestehen nicht erst, seit Trump seinen vergangene Woche in Peking weilenden Minister brüskierte, als er via Twitter dessen Überlegungen zu Direktgesprächen mit Nordkorea als „Zeitverschwendung“abtat. Konträre Ansichten traten auch zum Pariser Klimaabkommen, der Blockade Katars, dem Atomvertrag mit dem Iran und dem Umgang mit den Ausschreitungen rechtsextremer Gewalttäter in Charlottesville offen zu Tage.
Bleibt die Frage, warum der in der Regierung und im eigenen Ministerium weitgehend isolierte Tillerson im Amt bleibt. Eine Antwort darauf gab einer seiner Verbündeten, der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Senat, Bob Corker: „Ich denke, Außenminister Tillerson, Verteidigungsminister Mattes und der Stabschef im Weißen Haus Kelly sind die Leute, die unser Land vor dem Chaos bewahren“, sagte Corker nach Tillersons Pressekonferenz.
In Washington kursieren darüber hinaus Spekulationen über einen Pakt zwischen Tillerson, Mattis und Finanzminister Mnuchin. Demnach würden alle drei Minister gleichzeitig ihre Demission erklären, falls Trump einen feuerte.