Opfer von Heiratsschwindlern spielen selbst Lockvogel
Sie fielen auf die vermeintlich große Liebe im Internet herein und bezahlten dafür. Jetzt gründeten Betroffene eine Plattform im Netz – mit Folgen für die Täter.
„Liebe macht blind.“Von dieser Redensart können zahlreiche Betroffene ein Lied singen. Jene nämlich, die Opfer von Heiratsschwindlern im Internet geworden sind. Tausende Euro haben sie der vermeintlich großen Liebe überwiesen, weil sie zu gutgläubig waren und auf Social-Media-Plattformen an sogenannte Scammer („Betrüger“) geraten sind.
Das Bundeskriminalamt warnt eindrücklich vor Partnervermittlungsbetrug. „Nach Aufbau einer Vertrauensbasis und Zusage eines Treffens wird unter dem Vorwand einer Notsituation – Raub, schwere Krankheit eines Kindes oder der Mutter – um finanzielle Unterstützung ersucht“, ist auf der KripoHomepage zu lesen. „Durch die zum Teil sehr emotionalen Affären wurden die Geschädigten um sehr hohe Beträge betrogen. Tatsächlich sind die ,geliebten‘ Personen in der dargestellten Art gar nicht existent. Dahinter stecken üblicherweise perfekte Betrüger mit guten Umgangsformen und guter Tarnung.“
Eine Gruppe von Frauen aus ganz Österreich, die den Trickbetrügern selbst auf den Leim gegangen ist, hat jetzt den Spieß umgedreht. Die Betroffenen gründeten die Plattform www.rsb-forum.de, um andere potenzielle Opfer zu schützen und die Täter mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Auf ihrer Homepage laden sie Fotos hoch, die von den Kriminellen gestohlen wurden und die diese für ihre gefälschten Profile verwenden. Und sie haben sich zum Ziel gesetzt, die Scammer mit eigenen gefälschten Profilen zu beschäftigen, damit diese keine Zeit für echte Opfer haben.
Wenn Geldforderungen einlangen, gehen die einstigen Opfer zum Schein darauf ein und verwickeln die Täter in Endlosdiskussionen. Indem sie beispielsweise lang und breit erklären, warum sie nicht, wie gewünscht, über Versanddienste wie Western Union Geld verschicken können, sondern eine Kontonummer benötigen. „Wir machen aus den Tätern Opfer, indem wir uns als paarungsbereit ausgeben, uns dabei völlig unwissend stellen und die geforderte Geldzahlung mit haarsträubenden Argumenten immer wieder verzögern. So rauben wir den Betrügern Zeit und nehmen ihnen stückchenweise die Hoffnung auf das schnelle Geld“, ist auf der Homepage zu lesen.
Vorsicht sei geboten, wenn Männer auf deutschsprachigen DatingPortalen behaupten, Engländer oder Amerikaner zu sein. Die Alarmglocken sollten auch schrillen, wenn Fotos von auffallend gut aussehenden Männern – zum Teil sogar in Uniform – im Alter von 50 bis 60 Jahren benutzt würden.
Was die Ermittler von der „Selbsthilfegruppe“halten? „Bloß- stellen und beschäftigen ist keine schlechte Idee. Wir begrüßen das, um zumindest andere potenzielle Opfer vor Betrügerbanden zu schützen“, betont Vincenz Kriegs-Au, Sprecher im Bundeskriminalamt. Dort existiert längst eine eigene Abteilung gegen Betrug und Fälschung im Internet.
Selbst für den Fall, dass Betroffene rechtzeitig die Notbremse zogen und kein Geld verloren haben, gilt: „Alle Scam-Opfer haben etwas gemeinsam: Die seelischen Wunden, die die enttäuschten Hoffnungen hinterlassen haben“, erklären die Initiatoren von