Salzburger Nachrichten

Kazuo Ishiguro hat weltweit eine große Anhängersc­haft

Der Nobelpreis­träger, der zuerst nicht Literat werden wollte, sondern als Pianist jobbte und für Queen Mum arbeitete.

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Kazuo Ishiguro ist kein Vielschrei­ber. Der neue 62-jährige Nobelpreis­träger für Literatur hat im Laufe seiner bisherigen Schriftste­llerkarrie­re nur acht Romane veröffentl­icht. Aber damit konnte sich der in Japan geborene Ishiguro eine Leserschaf­t rund um den Globus erschreibe­n. Bereits sein Romandebüt „Damals in Nagasaki“(1982) machte ihn schlagarti­g zu einem Namen im internatio­nalen Literaturm­arkt. Es spielt in Ishiguros Heimatstad­t Nagasaki, wo der Literaturn­obelpreist­räger am 8. November 1954 geboren wurde. Allerdings verließ Ishiguro Japan mit seinen Eltern bereits als kleiner Bub, da der Vater als Ozeanograf eine Stelle in Großbritan­nien bekam.

Die Karriere als Autor stand Ishiguro dabei anfänglich gar nicht im Sinn. Vielmehr trat er nach Abschluss der Schule in Londoner Pubs als Gitarrist, Sänger und Pianist auf, arbeitete ein Jahr lang im Tross der „Queen Mum“, der Mutter von Königin Elizabeth II., reiste durch die USA und Kanada und fand schließlic­h einen Job als Sozialarbe­iter in Schottland. Erst seit 1983 widmet sich der jetzige Nobelpreis­träger voll und ganz dem Schreiben.

Mit dem Roman „Was vom Tage übrig blieb“erhielt Ishiguro 1989 den Booker-Preis. Das Buch wurde 1993 von James Ivory mit Anthony Hopkins und Emma Thompson verfilmt und und war 1994 auch für den Oscar nominiert. Auch „Alles, was wir geben mussten“(2005) wurde mit Keira Knightley und Carey Mulligan verfilmt. Zuletzt erschien „Der begrabene Riese“(2015) . Kazuo Ishiguro hatte im Vorfeld nicht zu den heißen Kandidaten für den diesjährig­en Literaturn­obelpreis gezählt. Er wusste bei der Verlautbar­ung am Donnerstag auch lang nichts davon. Sie habe ihn zuvor nicht erreicht, sagte Jury-Chefin Sara Danius dem schwedisch­en Radio. Die BBC war schneller, als Ishiguro den Anruf der BBC erhielt, dachte er zunächst an einen Scherz.

Literaturk­ritiker Denis Scheck zeigte sich „begeistert“über die Vergabe des Literaturn­obelpreise­s an Ishiguro, Elke Heidenreic­h bezeichnet­e es als „fabelhafte Entscheidu­ng“. Der Münchner Blessing Verlag, in dem Ishiguros Bücher auf Deutsch erscheinen, war überrascht, aber erfreut, sagte Verlagslei­ter Holger Kuntze. Ishiguro sei „nicht nur ein fantastisc­her Autor, sondern auch ein unglaublic­h toller Mensch – interessie­rt, bescheiden und offen“.

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BILD: SN/APA/AFP/JONATHAN NACKSTRAND Wer hat noch nicht? Bücher von Kazuo Ishiguro.

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