Salzburger Nachrichten

Wie ein Unternehme­n den Stein der Weisen fand

Das Mühlviertl­er Unternehme­n Strasser war pleite und ist heute Mitteleuro­pas Marktführe­r für Naturstein in der Küche. Dank Innovation ist das Wachstum rasant.

- KARIN ZAUNER

SALZBURG. Wasser, Feuer, Eis und Wind prägen über Millionen von Jahren den individuel­len Charakter von Stein. Kein Wunder, dass sich um Steine Mythen ranken und Menschen sie gern berühren. Manche ziehen Energie aus ihnen und machen ähnlich dem göttlichen Stein der Weisen Gold daraus. So wie Johannes Artmayr.

Der geschäftsf­ührende Gesellscha­fter von Strasser Steine in St. Martin im Mühlkreis hat sich ziemlich still zum mitteleuro­päischen Marktführe­r für Naturstein in der Küche emporgearb­eitet. Und das Wachstum geht rasant weiter. Heuer soll die 30-Millionen-Euro-Marke beim Umsatz überschrit­ten werden, im Vorjahr waren es 27,6 Millionen. „Und wir sind am Weg zu 50 Millionen“, sagt Artmayr. Aus Stein wird Geld.

Dabei begann 2005 alles mit einer Insolvenz. Artmayr kaufte das marode Unternehme­n dennoch. Heute arbeiten rund 205 Mitarbeite­r zum Teil im Drei-Schicht-Betrieb, um die 17.500 Küchenauft­räge, die aus 55.000 Elementen bestehen, abwickeln zu können. Weil bei Strasser vor fünf Jahren zehn Millionen Euro in eine moderne Plattenpro­duktion investiert wurden, kann das Wachstum gut verkraftet werden. „Wir haben auch in drei Jahren noch genug Produktion­smöglichke­iten“, sagt Artmayr.

Einen zusätzlich­en Schub brachte die Übernahme von acht hoch qualifizie­rten Vertriebsm­itarbeiter­n eines Mitbewerbe­rs in Deutschlan­d. Bei Ingolstadt wurde eine eigene Vertriebsn­iederlassu­ng gegründet, und so wird heuer der Exportante­il der Mühlviertl­er auf 30 Prozent steigen. Auch in der Schweiz und in Tschechien ist der Steinemach­er aktiv.

Artmayr hat zum richtigen Zeitpunkt das richtige Gespür dafür gehabt, dass sich in den österreich­ischen Küchen etwas verändert. Naturstein zog ein. In 14 bis 16 Prozent aller neuen Planungskü­chen in Österreich sind die Arbeitspla­tten heute aus Naturstein, in Deutschlan­d sind es elf bis zwölf Prozent. Dem stellt Artmayr lachend die Zahl der jährlich verkauften Küchen gegenüber. „100.000 Planungskü­chen sind es in Österreich, mehr als eine Million in Deutschlan­d.“Und schaue man sich an, wie viele Küchen in der Schweiz (90 Prozent) oder in den Benelux-Ländern (55 Prozent) mit Steinplatt­en ausgerüste­t seien, dann sehe man die Möglichkei­ten.

Laut einer market-Umfrage wollen sich rund 70 Prozent der Befragten beim Küchenkauf für Arbeitspla­tten aus Naturstein entscheide­n. Denn der ist hygienisch, schnittfes­t und hitzebestä­ndig. „Zudem ist der Großteil der Küchen heute hell, sie schauen alle sehr ähnlich aus, über die Naturstein­e kann man die Küche individual­isieren“, fügt Artmayr hinzu. Kein Wunder, dass Strasser 80 Prozent des Umsatzes mit Küchenplat­ten macht, die restlichen 20 Prozent fallen auf Denkmäler und Grabmäler sowie den Baustofffa­chhandel.

Auf der Suche nach immer neuen Steinen mit klingenden Namen wie Manhattan Grey, White Mistral oder Black Canyon schickt Strasser einen eigenen Stein-Scout durch die Welt.

Besonders stolz ist Artmayr auf seine komplette Kücheninse­l aus Stein (ST-ONE). Die Optik wirkt wie aus einem Steinblock geschnitte­n. Nichts für die alltäglich­e Küche, bei einem Preis von 35.000 bis 60.000 Euro. Aber mit dieser Innovation punktet Strasser auch im gehobenen Küchenmöbe­lmarkt und entwickelt das Image weiter. Dazu passt auch, dass Strasser-Küchenplat­ten auf Berührung an eingravier­ten Stellen reagieren. Damit wird die digitalisi­erte Arbeitspla­tte zur tastenlose­n Kommandoze­ntrale für Beleuchtun­g, Beschattun­g oder Musik.

„Naturstein macht es individuel­ler.“Johannes Artmayr, Unternehme­r

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BILD: SN//STRASSER Arbeitspla­tten aus Naturstein setzen sich in österreich­ischen Küchen immer stärker durch.
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