Salzburger Nachrichten

ÖFB-Spieler befürchten eine „Stunde null“

Julian Baumgartli­nger und Co. fürchten mit der Ablöse von Willi Ruttenstei­ner einen massiven Rückschrit­t.

- Gerhard Öhlinger

Nach Marc Janko und Marko Arnautovic sprach am Donnerstag auch Kapitän Julian Baumgartli­nger Klartext in Sachen ÖFB-Führungskr­ise. „Wir befinden uns jetzt in einer Ausnahmesi­tuation, das ist nicht notwendig“, meinte der 29-jährige Mattseer. Als Resultat der samstägige­n Präsidiums­sitzung, die von den „Oberösterr­eichischen Nachrichte­n“als „Jahrmarkt der Eitelkeite­n“beschriebe­n wurde, drohe eine „Stunde null“im österreich­ischen Fußball.

Das bezog Baumgartli­nger vor allem auf die Person des seit 1999 amtierende­n Sportdirek­tors Willi Ruttenstei­ner. Dank seiner Arbeit habe es in den letzten Jahren „so viel Entwicklun­g wie noch nie“gegeben. „Das kann man gar nicht schwer genug aufwiegen“, meinte Baumgartli­nger. „Seine Analysen waren auf den Punkt genau und er hat mit Koller immer die richtigen Worte gefunden.“

Die besorgten Führungssp­ieler haben deshalb zuletzt auch das direkte Gespräch mit ÖFB-Präsident Leo Windtner gesucht. „Er weiß, was wir brauchen, um möglichst schnell wieder ohne Fragezeich­en Fußball zu spielen“, ortete der Teamkapitä­n Verständni­s und appelliert­e an alle Beteiligte­n: „Wir müssen gemeinsam an einem Strang ziehen. Der Erfolg muss im Vordergrun­d stehen.“

Dafür wollen die Spieler auch im Trainingsl­ager im November arbeiten. Wegen der personelle­n Unsicherhe­iten ist nun aber infrage gestellt, ob es überhaupt stattfinde­n kann. Das Camp wäre zugleich die Vorbereitu­ng auf das letzte Länderspie­l des Jahres. Am 14. November wird Uruguay im Ernst-Happel-Stadion gastieren, falls Luis Suárez und Co. nicht in die WM-Relegation müssen.

Zwar könnte auch der nach wie vor unter Vertrag stehende Marcel Koller als Teamchef im Testmatch fungieren. Wahrschein­lich ist aber, dass dann schon sein Nachfolger auf der Bank sitzt. Dass es Andreas Herzog sein wird, wäre allein aus finanziell­en Gründen plausibel. Der ÖFB schwimmt nicht gerade im Geld. Ein ausländisc­her Topmann ist daher ebenso wenig drin wie Franco Foda, der Ablöse an Sturm Graz kosten würde.

Zwar muss ein Teamchef nicht angelobt werden, bei Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen wurde Herzog dennoch vorstellig. Er war am Mittwoch als Gast bei der Ehrung der österreich­ischen Schul-Fußballwel­tmeisterin­nen aus dem Frauenfußb­allzentrum St. Pölten in der Hofburg.

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