Wenn das Glück „Rollschuah“trägt
Erika Rettenbacher aus St. Koloman spürt mit Gedichten dem Leben nach.
ST. KOLOMAN. Kennen Sie das? Man wartet aufs Glück, dass es endlich vorbeikommt, aber irgendwie verpasst man es ständig. Auch Erika Rettenbacher kennt dieses Gefühl. Deswegen hat sie ihrem Glück ein Gedicht geschrieben, und zwar in der Mundart der kleinen Tennengauer Gemeinde St. Koloman, in der sie zuhause ist.
„Mei Glück/hat Rollschuah an/saust durch de Welt/kann oft nimma stehndableim/nimma stehndableim/bei meina Haustür/meina offena Haustür“
Rettenbacher schreibt zwar auch Gedichte auf Hochdeutsch, „aber die kraftvolleren Sachen schreibe ich im Dialekt, weil er so gute Ausdrücke hat“. Die bald 72-Jährige hat mit dem Schreiben begonnen, als sie Ende 20 war.
Durch ihren Vater, den bekannten Heimatdichter August Rettenbacher, war sie ständig in Kontakt mit Sprache. „Ich habe meinem Vater die Gedichte gezeigt und ihn um eine Rückmeldung gefragt. Er war keiner, der Lobhudeleien ausgeteilt hat, aber er hat gesagt: ,Weiter so, Erika, das wird gut.‘“Die Tochter befolgte seinen Rat und kann heute auf gut tausend Gedichte verweisen. So viele, dass ihre Stiefmutter, die Niedernsiller Mundartdichterin Barbara Rettenbacher, sie zu einem Buch überredete.
„Ich nenne sie meine zweite Mutter, das finde ich schön. Sie hat nach dem Tod meiner schwerkranken Mutter wieder Wärme und Geborgenheit in unser Leben gebracht“, beschreibt Rettenbacher. Deshalb habe sie ihr auch das Buch mit dem Titel „Gschenkta Sunnstrahl“gewidmet: „/goldern in d Augn einigmalt/wärmad ins Herz einitanzt“. Eine Gelegenheit, bei der das Glück die Rollschuhe ausgezogen und zur Tür hereingeschaut hat. Rettenbachers Buch ist im Niedernsiller „Manggei Verlag“erschienen und ist im Buchhandel erhältlich. Bei der St. Kolomaner Mundartroas am 13. Oktober wird sie daraus vorlesen. Das Motto „Sunnleuchtn und Neböziahgn“bezieht sich auf die Sonnen- und Schattenseiten des Lebens.
„Der Dialekt hat so starke Ausdrücke.“