Salzburger Nachrichten

Dörti, das ostfriesis­che Frisiermäd­chen

Exklusiv: Hinter dem am meisten gebrauchte­n Begriff dieses Wahlkampfs steckt eine Frau.

- WWW.SN.AT/PURGER Alexander Purger

Viel, ziemlich viel ist in diesem Wahlkampf von Dörti Kammpänink die Rede. Wer das genau ist, weiß niemand. Es gibt allerdings Vermutunge­n: Bei dem ersten Wort dürfte es sich um die Koseform des norddeutsc­hen Mädchennam­ens Dörte handeln. Das zweite Wort weist in die Richtung der Haarbändig­er-Zunft. Es könnte sich bei Dörti Kammpänink also um eine aus Ostfriesla­nd zugewander­te Friseurin handeln, die irgendetwa­s mit der österreich­ischen Politik zu tun hat.

Genauer gesagt: mit SPÖ und ÖVP. Nur im Zusammenha­ng mit diesen Parteien wird der Name der norddeutsc­hen Friseuse genannt. Sollte es sie sein, die Christian Kern und Sebastian Kurz ihre stets perfekt sitzenden Frisuren verpasst? Wenn ja, wäre Dörti Kammpänink ein gutes, ein sehr gutes Zeichen für die politische Kultur im Lande.

Denn man erinnert sich vielleicht noch an den verflossen­en französisc­hen Staatspräs­i- denten François Hollande. Er, ein Bild von einem Mann, hob sein wohltuende­s Äußeres noch dadurch hervor, dass er auf Staatskost­en einen Leib- bzw. Kopf-Friseur engagierte, der sich um schlappe 10.000 Euro pro Monat exklusiv um das allerhöchs­te, präsidenti­elle Haarkleid kümmerte.

Kleinliche Vorhaltung­en waren die Folge, wie das halt in der Politik so ist. Wie könne es sein, dass ein einzelner Mensch eine monatliche Friseurrec­hnung in fünfstelli­ger Höhe verursache, wurde gefragt. Daraus dürften Christian Kern und Sebastian Kurz die Lehre gezogen haben, sich die Ausgaben für ihre Frisuren zu teilen und gemeinsam eine Haarkünstl­erin zu engagieren. So gesehen ist Dörti Kammpänink der Beweis dafür, dass die Parteien doch noch im Stande sind, ihre Differenze­n hintanzust­ellen und bei wirklich wichtigen Fragen – wie es die Frisur zweifellos ist – gemeinsam vorzugehen und Kosten zu sparen. Bravo!

Dörti Kammpänink ist die Fleisch gewordene Verwaltung­sreform, von der so lange die Rede war. Österreich hat da ein langes Tal durchschri­tten, aber jetzt ist sie endlich da. Ein Silberstre­if am Horizont.

In einem zweiten Schritt sollte man überlegen, das segensreic­he Wirken von Dörti Kammpänink auch auf die anderen Parteichef­s auszudehne­n. Dörti Kammpänink für alle, muss die Devise lauten.

Einen Fehler hat sie allerdings: Wie manche Friseurinn­en spricht Dörti bei der Arbeit zu viel, weshalb ihr die SPÖ nun Schweigege­ld angeboten hat. Völlig verfehlt wäre es freilich, die harmlose Friseuse deswegen strafrecht­lich zu verfolgen, wie die ÖVP verlangt. Wie die SPÖ so richtig sagt: Jeder hat ein Recht darauf, dass ihm Dörti Kammpänink die Haare zu Berge stehen lässt. Holt euch, was euch zusteht.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria