Dörti, das ostfriesische Frisiermädchen
Exklusiv: Hinter dem am meisten gebrauchten Begriff dieses Wahlkampfs steckt eine Frau.
Viel, ziemlich viel ist in diesem Wahlkampf von Dörti Kammpänink die Rede. Wer das genau ist, weiß niemand. Es gibt allerdings Vermutungen: Bei dem ersten Wort dürfte es sich um die Koseform des norddeutschen Mädchennamens Dörte handeln. Das zweite Wort weist in die Richtung der Haarbändiger-Zunft. Es könnte sich bei Dörti Kammpänink also um eine aus Ostfriesland zugewanderte Friseurin handeln, die irgendetwas mit der österreichischen Politik zu tun hat.
Genauer gesagt: mit SPÖ und ÖVP. Nur im Zusammenhang mit diesen Parteien wird der Name der norddeutschen Friseuse genannt. Sollte es sie sein, die Christian Kern und Sebastian Kurz ihre stets perfekt sitzenden Frisuren verpasst? Wenn ja, wäre Dörti Kammpänink ein gutes, ein sehr gutes Zeichen für die politische Kultur im Lande.
Denn man erinnert sich vielleicht noch an den verflossenen französischen Staatspräsi- denten François Hollande. Er, ein Bild von einem Mann, hob sein wohltuendes Äußeres noch dadurch hervor, dass er auf Staatskosten einen Leib- bzw. Kopf-Friseur engagierte, der sich um schlappe 10.000 Euro pro Monat exklusiv um das allerhöchste, präsidentielle Haarkleid kümmerte.
Kleinliche Vorhaltungen waren die Folge, wie das halt in der Politik so ist. Wie könne es sein, dass ein einzelner Mensch eine monatliche Friseurrechnung in fünfstelliger Höhe verursache, wurde gefragt. Daraus dürften Christian Kern und Sebastian Kurz die Lehre gezogen haben, sich die Ausgaben für ihre Frisuren zu teilen und gemeinsam eine Haarkünstlerin zu engagieren. So gesehen ist Dörti Kammpänink der Beweis dafür, dass die Parteien doch noch im Stande sind, ihre Differenzen hintanzustellen und bei wirklich wichtigen Fragen – wie es die Frisur zweifellos ist – gemeinsam vorzugehen und Kosten zu sparen. Bravo!
Dörti Kammpänink ist die Fleisch gewordene Verwaltungsreform, von der so lange die Rede war. Österreich hat da ein langes Tal durchschritten, aber jetzt ist sie endlich da. Ein Silberstreif am Horizont.
In einem zweiten Schritt sollte man überlegen, das segensreiche Wirken von Dörti Kammpänink auch auf die anderen Parteichefs auszudehnen. Dörti Kammpänink für alle, muss die Devise lauten.
Einen Fehler hat sie allerdings: Wie manche Friseurinnen spricht Dörti bei der Arbeit zu viel, weshalb ihr die SPÖ nun Schweigegeld angeboten hat. Völlig verfehlt wäre es freilich, die harmlose Friseuse deswegen strafrechtlich zu verfolgen, wie die ÖVP verlangt. Wie die SPÖ so richtig sagt: Jeder hat ein Recht darauf, dass ihm Dörti Kammpänink die Haare zu Berge stehen lässt. Holt euch, was euch zusteht.