„Ignoranz ist für Kinder so schlimm wie Watsche“
Das Handy kann zum Beziehungs-Töter werden – auch zwischen Eltern und ihren Kindern.
WIEN. Immer mehr emotionale Vernachlässigung, immer weniger Zeit für die eigenen Kinder: Davor warnte die Wiener Psychologin Hedwig Wölfl bei der Präsentation des Jahresberichts der Liga für Kinder- und Jugendgesundheit. Trotz vieler Vorteile berge das Smartphone für Eltern Suchtpotenzial sowie die Gefahr, dass sie sich in virtuelle Welten und damit auch vor feinfühligem Miteinander-Reden mit ihren Sprösslingen flüchten. „Es braucht vereinbarte handyfreie Zonen und Zeiten in Familien. Ignoranz ist für Kinder so schlimm wie eine Watsche“, sagte Wölfl.
Viele Minderjährige sind in Österreich von psychischen Störungen betroffen, von Aggressionen über Probleme mit Beziehungen bis hin zu Essstörungen. Wie viele es genau sind, dazu gebe es keine Studien. Das kritisierte Kinderliga-Präsident Christoph Hackspiel und forderte ein Kinderministerium – oder zumindest einen Bundeskinderbeirat. Dieser solle die Interessen der Jüngsten in der Regierung wahren.
Hackspiel berichtete aus seinem Alltag als Geschäftsführer des Vorarlberger Kinderdorfs: „Etliche Kinder weisen heute kaum mehr Widerstandsfähigkeit gegen die Widrigkeiten des Lebens auf.“Sie verspürten keinen Optimismus und kämen aus ihrem Leiden nicht heraus. Hackspiel: „Seelisch kranke Kinder verursachen Millionen an Folgekosten für die Länder. Dieses Geld kann eingespart werden, wenn die Prävention funktioniert.“
Die Kinderliga ist ein Zusammenschluss aus rund 100 Organisationen in Österreich und versteht sich als Lobby für Minderjährige.