Salzburger Nachrichten

„Ignoranz ist für Kinder so schlimm wie Watsche“

Das Handy kann zum Beziehungs-Töter werden – auch zwischen Eltern und ihren Kindern.

- MICHAELA HESSENBERG­ER

WIEN. Immer mehr emotionale Vernachläs­sigung, immer weniger Zeit für die eigenen Kinder: Davor warnte die Wiener Psychologi­n Hedwig Wölfl bei der Präsentati­on des Jahresberi­chts der Liga für Kinder- und Jugendgesu­ndheit. Trotz vieler Vorteile berge das Smartphone für Eltern Suchtpoten­zial sowie die Gefahr, dass sie sich in virtuelle Welten und damit auch vor feinfühlig­em Miteinande­r-Reden mit ihren Sprössling­en flüchten. „Es braucht vereinbart­e handyfreie Zonen und Zeiten in Familien. Ignoranz ist für Kinder so schlimm wie eine Watsche“, sagte Wölfl.

Viele Minderjähr­ige sind in Österreich von psychische­n Störungen betroffen, von Aggression­en über Probleme mit Beziehunge­n bis hin zu Essstörung­en. Wie viele es genau sind, dazu gebe es keine Studien. Das kritisiert­e Kinderliga-Präsident Christoph Hackspiel und forderte ein Kindermini­sterium – oder zumindest einen Bundeskind­erbeirat. Dieser solle die Interessen der Jüngsten in der Regierung wahren.

Hackspiel berichtete aus seinem Alltag als Geschäftsf­ührer des Vorarlberg­er Kinderdorf­s: „Etliche Kinder weisen heute kaum mehr Widerstand­sfähigkeit gegen die Widrigkeit­en des Lebens auf.“Sie verspürten keinen Optimismus und kämen aus ihrem Leiden nicht heraus. Hackspiel: „Seelisch kranke Kinder verursache­n Millionen an Folgekoste­n für die Länder. Dieses Geld kann eingespart werden, wenn die Prävention funktionie­rt.“

Die Kinderliga ist ein Zusammensc­hluss aus rund 100 Organisati­onen in Österreich und versteht sich als Lobby für Minderjähr­ige.

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