Spitalsärzte wollen keine 60-Stunden-Woche
Das Arbeitszeitgesetz für Ärzte setzt die Politik unter Zugzwang. Die Länder wollen, dass weiter länger gearbeitet wird. Die Ärzte machen nicht mit.
In Salzburgs Spitälern fehlen Ärzte. Während das Krankenhaus in Mittersill zuletzt wegen Engpässen auf der Internen Abteilung und der Chirurgie in die Schlagzeilen kam, fehlen im Salzburger Landeskrankenhaus vor allem Anästhesisten. Jeden Tag müssen Operationssäle gesperrt werden, weil es nicht genug Narkoseärzte für die anstehenden Operationen gibt.
Das Problem wird durch das neue Arbeitszeitgesetz noch zusätzlich verschärft. Seit Anfang 2015 dürfen Ärzte im Schnitt nicht mehr als 48 Stunden pro Woche arbeiten. Davor waren 60 Stunden pro Woche möglich. Für die Umsetzung dieses Gesetzes gibt es eine Übergangsfrist bis zum Jahr 2021. Die Ärzte dürfen aber nur weiterhin nach den alten Regelungen arbeiten, wenn sie sich mit einem so genannten Opt-out dazu bereit erklären.
In der Anästhesie sind derzeit nur 30 Prozent der Ärzte bereit, weiterhin mehr als 48 Stunden pro Woche zu arbeiten. Das bringt die Operationspläne im LKH Salzburg unter Druck.
Österreichs Landesspitalsreferenten drängen nun den Bund zu einer Reparatur des Problems mit den reduzierten Arbeitszeiten: Die Ländervertreter wünschen sich, dass die Opt-out-Regelung auch nach der Übergangsfrist gültig sei. Hier seien sich alle Länder einig, sagt Salzburgs Spitalsreferent Christian Stöckl (ÖVP).
Genau das stößt jetzt bei der Salzburger Ärztekammer auf Kritik. Laut Präsident Karl Forstner würden die Ärzte die Verlängerung der alten Regelung nicht mittragen. Das habe eine Umfrage unter allen 1700 angestellten Ärzten im Bundesland ergeben. 54 Prozent der Befragten sprechen sich gegen eine Verlängerung der Opt-out-Möglichkeit aus. Und sollte diese weiter gültig sein, gaben 68 Prozent an, dass sie nicht bereit seien, länger zu arbeiten. „Der Lösungsansatz der Politik ist völlig untauglich. Mit einer Verlängerung der Übergangsregelung schafft Christian Stöckl ein Potemkinsches Dorf. Denn die Ärzte werden da nicht mitmachen. Sie haben sich längst dagegen entschieden.“
Die Salzburger Ärztekammer wünscht sich andere Ansätze der Politik, um den Engpässen im Spitalsbereich entgegenzuwirken. Jörg Hutter, Kuriensprecher der angestellten Ärzte, wünscht sich, dass die Ärzte vor allem in organisatorischen Belangen entlastet werden. „Es kann nicht sein, dass ich viel Zeit dafür aufbringen muss, für einen Kollegen einen Operationstermin mit einem Patienten auszumachen. Das ist idiotisch. Andere Kollegen verbrauchen viel Zeit dafür, Arztbriefe selbst zu tippen. Das könnte eine Sekretärin schneller erledigen.“In Salzburg gebe es kein Spital, in dem eine medizinische Organisationsassistenz tätig sei.
„Lösungsansatz der Politik ist völlig untauglich.“Karl Forstner, Ärztekammer