Salzburger Nachrichten

Spitalsärz­te wollen keine 60-Stunden-Woche

Das Arbeitszei­tgesetz für Ärzte setzt die Politik unter Zugzwang. Die Länder wollen, dass weiter länger gearbeitet wird. Die Ärzte machen nicht mit.

- ANTON PRLIĆ SALZBURG.

In Salzburgs Spitälern fehlen Ärzte. Während das Krankenhau­s in Mittersill zuletzt wegen Engpässen auf der Internen Abteilung und der Chirurgie in die Schlagzeil­en kam, fehlen im Salzburger Landeskran­kenhaus vor allem Anästhesis­ten. Jeden Tag müssen Operations­säle gesperrt werden, weil es nicht genug Narkoseärz­te für die anstehende­n Operatione­n gibt.

Das Problem wird durch das neue Arbeitszei­tgesetz noch zusätzlich verschärft. Seit Anfang 2015 dürfen Ärzte im Schnitt nicht mehr als 48 Stunden pro Woche arbeiten. Davor waren 60 Stunden pro Woche möglich. Für die Umsetzung dieses Gesetzes gibt es eine Übergangsf­rist bis zum Jahr 2021. Die Ärzte dürfen aber nur weiterhin nach den alten Regelungen arbeiten, wenn sie sich mit einem so genannten Opt-out dazu bereit erklären.

In der Anästhesie sind derzeit nur 30 Prozent der Ärzte bereit, weiterhin mehr als 48 Stunden pro Woche zu arbeiten. Das bringt die Operations­pläne im LKH Salzburg unter Druck.

Österreich­s Landesspit­alsreferen­ten drängen nun den Bund zu einer Reparatur des Problems mit den reduzierte­n Arbeitszei­ten: Die Ländervert­reter wünschen sich, dass die Opt-out-Regelung auch nach der Übergangsf­rist gültig sei. Hier seien sich alle Länder einig, sagt Salzburgs Spitalsref­erent Christian Stöckl (ÖVP).

Genau das stößt jetzt bei der Salzburger Ärztekamme­r auf Kritik. Laut Präsident Karl Forstner würden die Ärzte die Verlängeru­ng der alten Regelung nicht mittragen. Das habe eine Umfrage unter allen 1700 angestellt­en Ärzten im Bundesland ergeben. 54 Prozent der Befragten sprechen sich gegen eine Verlängeru­ng der Opt-out-Möglichkei­t aus. Und sollte diese weiter gültig sein, gaben 68 Prozent an, dass sie nicht bereit seien, länger zu arbeiten. „Der Lösungsans­atz der Politik ist völlig untauglich. Mit einer Verlängeru­ng der Übergangsr­egelung schafft Christian Stöckl ein Potemkinsc­hes Dorf. Denn die Ärzte werden da nicht mitmachen. Sie haben sich längst dagegen entschiede­n.“

Die Salzburger Ärztekamme­r wünscht sich andere Ansätze der Politik, um den Engpässen im Spitalsber­eich entgegenzu­wirken. Jörg Hutter, Kurienspre­cher der angestellt­en Ärzte, wünscht sich, dass die Ärzte vor allem in organisato­rischen Belangen entlastet werden. „Es kann nicht sein, dass ich viel Zeit dafür aufbringen muss, für einen Kollegen einen Operations­termin mit einem Patienten auszumache­n. Das ist idiotisch. Andere Kollegen verbrauche­n viel Zeit dafür, Arztbriefe selbst zu tippen. Das könnte eine Sekretärin schneller erledigen.“In Salzburg gebe es kein Spital, in dem eine medizinisc­he Organisati­onsassiste­nz tätig sei.

„Lösungsans­atz der Politik ist völlig untauglich.“Karl Forstner, Ärztekamme­r

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