Salzburger Nachrichten

Arbeitspla­tz Spital wird unattrakti­ver

Das Aufweichen der 48-Stunden-Woche schadet der Gesundheit.

- Anton Prlić ANTON.PRLIC@SN.AT

Wie viel Arbeitszei­t ist einem Arzt zuzumuten? Darüber streiten Politik und Ärztevertr­eter seit Jahren. Die EU kennt die Antwort bereits seit 2003: 48 Stunden pro Woche sind genug. 14 Jahre später wollen die Vertreter der Länder diese Vorgabe aber immer noch aufweichen. Keine gute Idee.

Denn lange ist klar: Die alten Arbeitszei­tmodelle der Ärzte sind schlecht für die Gesundheit. Schlecht für die Gesundheit der Patienten: Wer will schon von einem Arzt behandelt werden, der gerade einen 24-Stunden-Dienst hinter sich hat und in der Nacht kaum zur Ruhe kam.

Überlange Arbeitswoc­hen sind aber auch schlecht für die Gesundheit der Ärzte selbst. Im Spital hat sich die Arbeit in den vergangene­n Jahren massiv verdichtet. Das spüren vor allem die jungen Ärzte, die nun auch auf die Einhaltung der 48-StundenWoc­he pochen.

Wenn zu viel Arbeitszei­t möglich ist, ist das aber auch schlecht für das gesamte Gesundheit­ssystem. Denn der Arbeitspla­tz Spital wird zunehmend unattrakti­v. Gesundheit­sökonomen berechnete­n, dass wir in Österreich ausreichen­d Ärzte haben, diese aber nicht versorgung­srelevant sind. Immer mehr Ärzte wollen den Spitalstro­tt nicht mehr mitmachen. Sie suchen sich einen anderen Platz in der großen Welt der Medizin. Ziel muss es sein, mehr Ärzte im Spital zu halten. Eine 60-Stunden-Arbeitswoc­he ist dafür kein gutes Mittel.

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