Der IS muss seine syrische Hauptstadt räumen
Eine Allianz aus kurdischen und arabischen Milizen ist auf dem Vormarsch.
Die einstige ISHochburg Rakka steht nach Angaben der syrischen Kurdenmiliz unmittelbar vor der vollständigen Eroberung. Am Sonntag hat die von den USA unterstützte Allianz Syrische Demokratische Kräfte (SDF) den entscheidenden Angriff gestartet, um die letzten IS-Kämpfer aus der Stadt im Osten Syriens zu vertreiben.
Ein Teil der islamistischen Extremisten hat laut Berichten aus Rakka bereits einem Abzug zugestimmt. Dies wurde von den SDF bestätigt. Sie seien in der Nacht in einem Buskonvoi aus der Stadt gebracht worden. Die IS-Kämpfer hätten Zivilisten als menschliche Schutzschilde mit sich genommen, sagte ein Sprecher der Allianz kurdischer und arabischer Milizen. Ausländische ISKämpfer hätten sich aber geweigert, die Stadt zu verlassen. Darunter soll sich der Planer der Terrorangriffe auf das Pariser Konzerthaus Bataclan befinden.
Zunächst blieb unklar, wie viele IS-Kämpfer tatsächlich die Stadt verlassen haben. Vor dem Abzug des Konvois ging die Koalition von 300 bis 400 verbliebenen IS-Extremisten aus. „Der Kampf wird so lange geführt, bis die ganze Stadt von Terroristen gesäubert ist, die eine Kapitulation abgelehnt haben“, teilten die SDF mit. „Wir rechnen immer noch mit schweren Kämpfen“, betonte Colonel Ryan Dillon, Sprecher der US-Armee.
Rakka war die faktische Hauptstadt des vom IS ausgerufenen Kalifats. Nach der Befreiung der irakischen Stadt Mossul gilt die Vertreibung des IS aus Rakka als Meilenstein im Kampf gegen die Islamisten. Ein Vertreter des von den SDF eingesetzten Zivilrats der Stadt sprach von rund 400 Zivilisten, die den Konvoi begleiten. Die Dschihadisten hätten sich geweigert, die Menschen wie verabredet nach dem Verlassen der Stadt freizulassen. Die IS-Kämpfer sollten in eines der letzten den Extremisten verbliebenen Gebiete im Südosten Syriens gebracht werden. Unterdessen gerät der sogenannte „Islamische Staat“auch in weiteren noch verbliebenen Rückzugsorten unter Druck. So haben syrische Regierungstruppen mit Unterstützung der russischen Luftwaffe Militärangaben zufolge die Extremisten im Osten des Landes weiter zurückgedrängt. Nahe der Grenze zum Irak sei die Stadt Al Mayadin zurückerobert worden.
Zugleich weitete die türkische Armee im Nordwesten Syriens ihren Einsatz aus, wie Rebellen und Augenzeugen am Sonntag berichteten. Mittlerweile sind angeblich fast 200 Soldaten stationiert. Die Türkei will in Absprache mit dem Iran und Russland Deeskalationszonen schaffen. Den Rebellen zufolge nutzt die Türkei den Einsatz aber auch, um die kurdischen Milizen in Schach zu halten.
Die syrische Führung forderte die türkischen Truppen unterdessen zum Abzug auf und nannte das Vorrücken in das Rebellengebiet der Provinz Idlib einen Verstoß gegen das Völkerrecht.