Salzburger Nachrichten

Darwins Frosch hat einen Pilz

Die berühmte Amphibiena­rt hat sich lang dem weltweiten Massenster­ben der Frösche widersetzt. Forscher befürchten, dass Frösche aber nur der Anfang sind.

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Als Charles Darwin nach der Umsegelung von Kap Hoorn 1840 endlich wieder Land unter den Füßen hatte, stieß er an der südchileni­schen Pazifikküs­te auf unbesiedel­tes, mit kalten Fjorden und Regenwälde­rn bedecktes Land.

Hier entdeckte er die daumennage­lgroßen Fröschchen mit den spitzen Nasen. Darwins Nasenfrosc­h (Rhinoderma darwinii) ist nun in Lebensgefa­hr. Die Tiere sind mit einem tödlichen Pilz (Batrachoch­ytrium dendrobati­dis) infiziert, der bereits viele Amphibien das Leben gekostet hat.

Allerdings sterben die Frösche nicht sofort nach der Infektion. Ein Population­sschwund tritt erst 15 Jahre danach ein, wie ein internatio­nales Forscherte­am, darunter Wissenscha­fter der Universitä­t Zürich (UZH) und der Zoological Society of London, feststellt­e. Bisher galt diese einzigarti­ge Art als relativ stabil im Vergleich zu vielen anderen Amphibiena­rten, die weltweit durch den Pilz ausgelösch­t wurden. Es kann jedoch sein, dass die Frösche vor einem Jahrzehnt infiziert worden sind und die Auswirkung­en erst jetzt sichtbar werden.

„Sobald ein Tier mit dem Pilz infiziert ist, wird es fast sicher sterben“, sagt Erstautor, Andrés Valenzuela von der Zoological Society of London. Ungewöhnli­ch sei jedoch, dass trotz sehr niedrigen Infektions­raten und ohne das bei anderen Fröschen beobachtet­e Massenster­ben die infizierte­n Darwinfrös­che dennoch zum Aussterben bestimmt seien.

Benedikt Schmidt vom Institut für Evolutions­biologie und Umweltwiss­enschaften der Universitä­t Zürich fügt hinzu: „Was wir am Beispiel des bekannten Darwinfros­ches herausgefu­nden haben, könnte für andere Arten ebenso gravierend sein. Wir haben schon lange erkannt, dass der Chytridpil­z die Amphibien weltweit befällt. Wir nahmen jedoch an, dass die Auswirkung­en der Krankheit auf die Wirtspopul­ationen schnell sichtbar würden.“

Schmidt befürchtet, dass ein ähnlich langsames Absterben auch weitere Wildtierar­ten in anderen Regionen betreffen könnte.

Der Chytridpil­z ist ein Töpfchenpi­lz, der Amphibien befällt und sie krank macht und auch tötet. Seit den Achtzigerj­ahren des 20. Jahrhunder­ts besteht eine regelrecht­e Chytridpil­z-Epidemie, durch die zahlreiche Amphibiena­rten, vorwiegend in Mittel- und Südamerika sowie Australien, sehr stark in ihrem Bestand dezimiert worden oder sogar fast ausgestorb­en sind.

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VALENZUELA BILD: SN/ANDRES Rhinoderma darwinii ist ein sehr kleiner, drei Zentimeter langer Frosch.

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