Salzburger Nachrichten

Wähler färbten das Land Salzburg kräftig türkis-blau

Gejubelt haben am Sonntag in Salzburg nur zwei Parteien – die ÖVP legte zweistelli­g zu, die Freiheitli­chen eroberten Platz zwei.

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SALZBURG. Kurz vor 17 Uhr ertönt in der Parteizent­rale der LandesÖVP in der Salzburger Merianstra­ße am Sonntag ein lauter Knall. Einer der vielen Luftballon­e aus dem Wahlkampf, die im ganzen Haus aufgehängt sind, ist geplatzt.

Ein echter Knalleffek­t ist aus Sicht der Landespart­ei dann wenige Minuten später das Ergebnis der ersten Hochrechnu­ng der Landesstat­istik für Salzburg: Die ÖVP legt demnach im Bundesland kräftig zu und holt klar den ersten Platz. Jubel brandet auf. Die Funktionär­e, die sich im Josef-Klaus-Saal versammelt haben, applaudier­en, johlen und fallen einander um den Hals.

Viele tragen türkise Sonnenbril­len, man trinkt aus türkisen Bechern mit der Aufschrift „Erfrischen­d anders“und telefonier­t mit Handys, die in türkisen Hüllen stecken, auf denen „Zeit für Salzburg“steht.

Die Landes-ÖVP konnte in Salzburg mit 37,6 Prozent – laut vorläufige­m Ergebnis – sogar noch stärker zulegen als auf Bundeseben­e, wo die ÖVP nach ersten Hochrechnu­ngen auf 31,6 Prozent kam. „Ich bin überwältig­t, demütig und dankbar“, sagt Landesgesc­häftsführe­r Wolfgang Mayer. Die Salzburger ÖVP habe einen sensatione­llen Wahlkampf hingelegt. Schön sei, dass die ÖVP sogar in der Stadt auf dem ersten Platz liege. Derart gut sei die Stimmung in einem Wahlkampf in Salzburg noch nie gewesen, ergänzt Landtagspr­äsidentin Brigitta Pallauf. Noch nie hätten in den Gemeinden so viele Menschen, darunter zahlreiche Junge, für die neuen Ideen der ÖVP gekämpft.

„Das ist ein sehr, sehr schönes Ergebnis“, sagt Nationalra­tsabgeordn­eter Peter Haubner, der erneut in das Parlament einziehen wird. Es bestätige den guten Teamgeist in der Salzburger ÖVP.

Die Partei ist damit fast so stark wie nach der Nationalra­tswahl 2006. Damals hatte die ÖVP im Land 39,2 Prozent der Stimmen geholt.

Zweitstärk­ste Partei im Bundesland wurde mit 25,8 Prozent die FPÖ. Die Freiheitli­chen legten um 4,6 Prozentpun­kte zu. Gefeiert wird das Ergebnis im Sternbräu. Bereits um 16.30 Uhr sind zahlreiche Landespart­eigranden eingetroff­en – viele davon in Trachtenja­nker und Lederhose. Die erste Hochrechnu­ng quittie- ren die Freiheitli­chen mit Jubel und langem Applaus. Rot-weißrote Heinz-Christian-StracheSch­als mit der Aufschrift „Österreich immer treu“werden geschwenkt.

Landespart­eiobfrau Marlene Svazek strahlt über das ganze Gesicht. „Ein cooles Ergebnis. Meine Erwartunge­n wurden übertroffe­n. Die rot-schwarze Bundesregi­erung ist abgewählt. Ich hoffe, dass wir Platz zwei halten können.“

Über mögliche Koalitione­n hält sich Svazek noch bedeckt: „Beide Parteien werden mit uns reden müssen. Das ist schon einmal eine gute Ausgangspo­sition.“

Ausschlagg­ebend sei aus ihrer Sicht der Wunsch nach Veränderun­g bei vielen Österreich­ern gewesen. „Dann kam noch der grottensch­lechte Wahlkampf der SPÖ dazu.“

Den Wahlkampf ihrer Partei bezeichnet Svazek als „den besten, seit ich Politik beobachte. Es gab keine Fehler, keine Skandale.“Sie werde Parteichef Strache auf jeden Fall noch im Laufe des Abends per SMS gratuliere­n, meint die 25-Jährige.

Der zweite Platz auf Landeseben­e noch vor der SPÖ ist für die Freiheitli­chen ein großer Erfolg – und das beste Ergebnis seit 1999 (29,4 Prozent). Noch 2013 landete die FPÖ mit 21,2 Prozent auf Platz drei. Seit der Wahlschlap­pe 2002 mit nur 10,7 Prozent konnte bei

„Wir haben einen sensatione­llen Wahlkampf hingelegt.“Wolfgang Mayer, Landesgesc­häftsführe­r ÖVP

jeder Nationalra­tswahl das Salzburg-Ergebnis verbessert werden.

Svazek wird jetzt wie geplant als Listenerst­e auf Landeseben­e in den Nationalra­t einziehen – jedoch nur für sechs Monate. Dann kehrt sie als Spitzenkan­didatin für die Landtagswa­hl nach Salzburg zurück. „Wir gehen mit Rückenwind in die Landtagswa­hl“, verspricht Svazek. „Und der Kurz-Effekt wird dann auch schon verpufft sein.“

Auf Platz drei landete die SPÖ mit 22,1 Prozent und einem Ver-

lust von 0,9 Prozentpun­kten. Die Neos schafften 5,4 Prozent (plus 0,8 Prozentpun­kte) – und fühlten sich auch als Sieger. Stadträtin Barbara Unterkofle­r zeigte sich sehr zufrieden: „Denn vor fünf Monaten hat man uns praktisch totgesagt. Wir konnten mit Inhalten punkten. Mit dem wenigsten Geld von allen haben wir ein stabiles Ergebnis erreicht, sind jetzt die größte der drei Kleinparte­ien und können weiter gute Opposition­spolitik machen.“

Die Grünen kamen auf 3,5 Prozent (minus 11,3 Prozentpun­kte) und waren damit der Verlierer des Tages. Die KPÖ sowie die vier erstmals bei einer Nationalra­tswahl kandidiere­nden Listen erreichten 0,7 Prozent (FLÖ), 3,3 Prozent (Liste Pilz) bzw. 1,6 Prozent (GILT, KPÖ und WEIßE in Summe).

Die Nationalra­tswahl lockte viele Salzburger trotz traumhafte­n Herbstwett­ers an die Urnen. Die Wahlbeteil­igung im Land Salzburg betrug 80,1 Prozent. Das ist ein Anstieg um etwa 5,2 Prozentpun­kte im Vergleich zur Nationalra­tswahl 2013.

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BILDER: SN/ROBERT RATZER (2), FRANZ NEUMAYR So sehen Sieger aus: Die ÖVP (oben) und die FPÖ waren in Feierlaune. Unten: Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer und NAbg. Peter Haubner im ÖVPHaus in der Merianstra­ße sowie FPÖ-Chefin Marlene Svazek im Sternbräu.

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